Was ist die charismatische Erneuerungsbewegung? Schließt sie das Zungenreden mit ein? Was hat es mit dem "Zungenreden" auf sich, das von der Kirche des ersten Jahrhunderts praktiziert wurde? Gruppierungen unserer Tage, die das Zungenreden übernommen haben, behaupten, lediglich das "apostolische Christentum" wieder herstellen zu wollen. Können die modernen Bewegungen, die das Zungenreden befürworten, wirklich mit den Praktiken der frühen Kirche verglichen werden? 

Früher war das Zungenreden nur eine Kuriosität, die in belächelten Pfingstlergemeinden anzutreffen war. Doch inzwischen hat dieses Phänomen auch traditionelle Großkirchen erfasst! Vor einigen Jahren hat sogar die ZeitschriftNewsweek – die normalerweise für ihre nüchterne Darstellung von Weltereignissen bekannt ist – einen groß angelegten Artikel über "charismatische Erneuerungsbewegungen" herausgebracht. Was einst ein auf eine kleine Nische in der sich zum Christentum bekennenden Welt beschränkt war, verbreitet sich nun über das gesamte Spektrum christlicher Gemeinschaften. Die charismatische Erneuerungsbewegung wurde zur am schnellsten wachsenden religiösen Bewegung der christlichen Welt. Nun praktizieren nicht mehr nur "Pfingstler" das Zungenreden, sondern auch Episkopale, Methodisten, Lutheraner und sogar Katholiken. 

Viele behaupten, dass die charismatische Erneuerung der Vorbote einer spirituellen Wiederbelebung in Amerika und dem Rest der Welt sei. Steht uns das in den kommenden Jahren wirklich bevor? Unsere weltliche, materialistische Gesellschaft konnte jedenfalls keine zufriedenstellenden Antworten auf die großen Fragen des Lebens geben, mit denen heute so viele Menschen die Leere in ihrem Leben auszufüllen versuchen. Gibt uns das Zungenreden einen Schlüssel, um den geistlichen Hunger zu stillen, den so viele verspüren? 

Wir leben in einer Zeit der geistlichen Leere und religiösen Verwirrung. Wie können wir wissen, was die Wahrheit ist und was Realität? Entspricht die Bewegung der Charismatiker, die besonders in Amerika boomt, einem endzeitlichen Ausgießen des heiligen Geistes Gottes? Wird sie uns die Antworten liefern, die wir suchen? 

Und wenn nicht, was steckt wirklich dahinter?

Was ist die charismatische Erneuerung?

Das Wort "charismatisch" kommt vom Griechischen charisma und bedeutet "Gabe." Verschiedene Formen dieses Wortes werden im Neuen Testament in verschiedenen Zusammenhängen gebraucht und dabei neben "Gabe" auch mit "Gnade" übersetzt. Am häufigsten findet man es im Zusammenhang mit den freimütig verteilten Gaben, die Gott seinem Volk gibt. Charismatische Erneuerung wird der Versuch genannt, diese geistlichen Gaben in der christlichen Kirche unserer Zeit wieder zu beleben oder zu erneuern. Viele Kirchen, die sich zum Christentum bekennen, halten Manifestationen wie Zungenrede für einen Teil der Erneuerung biblischer Gaben, die im Neuen Testament erwähnt sind. 

Zunächst müssen wir also den Ursprung der modernen Bewegung verstehen, in deren Zusammenhang das Zungenreden praktiziert wird. Was sich nun über konfessionelle Grenzen hinweg ausbreitet, begann mit der Pfingstlerbewegung im frühen 20. Jahrhundert. Am 1. Januar 1901 gab Agnes Ozman, eine junge Studentin des Bethel Bible College in Topeka, Kansas, an, eine besondere "Taufe des Geistes" und die Gabe der Zungenrede erhalten zu haben. 

Kurz darauf berichteten weitere Studenten an diesem College von ähnlichen Erfahrungen und bemühten sich durch ihren neu gefundenen Eifer motiviert um eine Verbreitung, die in Missouri und Texas begann. "Einer der von ihnen Bekehrten war William J. Seymour ... 1906 wurde Seymour in der Apostolic Faith Gospel Mission [Mission des Evangeliums des apostolischen Glaubens] in der Azusa Street (in Los Angeles) eingesetzt, um den eigentlichen Anfang des modernen Pfingstlertums zu begründen" (The Dictionary of Bible and Religion [Wörterbuch der Bibel und der Religion], Seite 797). Die Erneuerung von 1906 in der Azusa Street wird als Ursprung der modernen Pfingstlerbewegung angesehen. Gruppierungen wie die Assemblies of God [Versammlungen Gottes], United Pentecostal Church [Vereinte Pfingstlergemeinde], International Church of the Four-Square Gospel [Internationale Kirche des Vier-Quadrate Evangeliums] und die Church of God (Cleveland, Tennessee) hatten alle ihren Ursprung in dieser Bewegung. 

Einen großen Teil des 20. Jahrhunderts beschrieben Außenstehende die Menschen, die sich an der Pfingstlerbewegung beteiligten, auf spöttische Weise als "Holy Roller." Versammlungen der Pfingstler waren im Allgemeinen von einer emotionalen Atmosphäre geprägt, die durch die Art der Musik und der Predigten hervorgerufen wurde. Emotionale "Zeugnisse" zusammen mit "Glaubensheilungen" und "Zungenreden" spielten eine wichtige Rolle in den Gottesdiensten. Weil es vielen Pfingstlern an Bildung mangelte und diese oft aus niedrigen sozialen und ökonomischen Schichten stammten, wurden sie von Mitgliedern anderer Konfessionen in der Regel abschätzig betrachtet. 

Doch durch Zeltmissionare wie Aimee Semple McPherson, A. A. Allen und Oral Roberts erhielt die charismatische Bewegung in den ersten 50 Jahren ihrer Existenz zunehmende Aufmerksamkeit. In den 1960er Jahren begann die charismatische Bewegung, neben den verschiedenen Pfingstlergruppen auch in anderen Konfessionen Zuspruch zu finden. Etwa in den vergangenen 25 Jahren ist ihre Popularität sehr stark gestiegen.

Das Reden in Zungen

Der zentrale Punkt der Pfingstlerbewegung (und jetzt der gesamten charismatischen Bewegung) ist ihre Betonung der Zungenrede oder "Glossolalie" – ein Begriff, der aus den griechischen Wörtern für "Zunge" und "reden" zusammengesetzt ist. Aber was genau meint die Bibel damit, wenn sie das Zungenreden erwähnt? Ist es mit dem identisch, was in der modernen, charismatischen Bewegung geschieht? 

Das griechische Wort für Zunge ist glossa. Nach Langenscheidts Taschenwörterbuch Griechisch-Deutsch wird es hauptsächlich in drei Bedeutungen gebraucht. Erstens heißt es einfach "Zunge" – also das Organ, mit dem wir sprechen. Zweitens bezieht es sich auf Sprache und Mundart. Die dritte Verwendung bezieht sich auf ein Phänomen, das in der heidnischen hellenistischen Religion verbreitet war, die Äußerungen von gebrochenen Wortmustern durch Menschen, die sich in einer religiösen Ekstase befinden (vgl. auch Arndt-Gingrich Greek-English Lexicon, Seite 161). 

Zungenrede spielte in den alten heidnischen Religionen eine Rolle, die nur wenigen heute vertraut ist. Das Konzept ekstatischen, für den Hörer unverständlichen Redens war im Griechenland des Altertums wohl bekannt.

Der Tempel des Apollo in Delphi, nahe der Stadt Korinth, war Sitz des berühmtesten Orakels der damaligen Welt. Die Priesterin des Apollo begab sich in einen religiösen Wahn, fiel dann auf den Boden – oft begleitet von unkontrollierten Zuckungen – und wurde "von dem Gott besessen." In diesem Zustand äußerte sie unverständliche Worte (die Sprache der Götter), die von Priestern niedergeschrieben und "interpretiert" wurden. Ähnliches geschah an anderen Orakelstätten im gesamten Mittelmeerraum. 

Ekstatisches Reden war jedoch im Altertum nicht auf die Priesterinnen und Orakel beschränkt. Als sich die östliche Mysterienreligion in der hellenistischen Welt ausbreitete, wurde darin das Phänomen des Redens in Ekstase integriert. Es wurde als Gemeinschaft mit den Göttern angesehen. So war der Gebrauch unverständlicher, in einem Rauschzustand geäußerter Sprache, der bei den Griechen im Altertum "Zungenrede" genannt wurde, im ersten Jahrhundert gut bekannt. 

Doch ist dies mit dem vergleichbar, was die Bibel beschreibt? Der detaillierteste Bericht einer Zungenrede als Gabe Gottes befindet sich in Apostelgeschichte Kapitel 2. Es gibt einige Punkte, die hierbei beachtet werden müssen. 

Zunächst tauchte das Phänomen plötzlich auf (Vers 2). Die Worte, die aus dem Mund der Apostel hervorkamen, waren nicht das Ergebnis einer emotional aufgeladenen Zusammenkunft. Sie brachten sich nicht erst durch Musik oder die endlose Wiederholung religiöser Phrasen in einen Rauschzustand. Es war ein Wunder Gottes, das sofort auftrat. Zweitens wird uns nicht berichtet, dass irgendeiner der Apostel "unter der Kraft" auf den Boden fiel oder sich in sonstiger Form exzessiv verhielt, wie es bei den modernen Pfingstlertreffen oft der Fall ist. 

Dann liegt die Betonung in Apostelgeschichte 2 nicht darauf, eine "Show" zu veranstalten. Es ging vielmehr darum, eine wichtige Botschaft mitzuteilen. Es gab Zeichen und Wunder, damit die Echtheit der Botschaft bestätigt wurde. 

Ein wichtiger Punkt wird in Apostelgeschichte 2, 4-12 erwähnt. Die Apostelgeschichte gebrauchten keine so genannte ekstatische Sprache. Sie sprachen vielmehr in bekannten Sprachen, die ihr Publikum klar verstehen konnte. Es war die Zeit des Pfingstfestes, des zweiten der drei jährlichen Pilgerfeste, die Gott den Israeliten im Altertum gegeben hatte. Juden aus allen Teilen der damals bekannten Welt waren zu diesem Ereignis versammelt – Juden, die alle die Sprache ihres jeweiligen Heimatlandes sprachen. 

Schon bald erkannten immer mehr Menschen, dass in ihrer eigenen Sprache gesprochen wurde (Vers 8) – obwohl anfangs manche dachten, die Apostel seien betrunken, weil sie eine Sprache hörten, die sie nicht verstanden (Vers 13). Da dies eine Zeit ohne elektronische Verstärker und Lautsprechersysteme war, kann man wohl annehmen, dass die Apostel in einigem Abstand voneinander standen und in verschiedene Richtungen gewendet waren, während sie alle die gleiche Botschaft verkündeten, nur in verschiedenen Sprachen – Sprachen, die ihre Zuhörer kannten, nicht aber die Apostel selbst! Diejenigen, die einen bestimmten Apostel verstanden, versammelten sich näher um diesen, um zu hören, was er zu sagen hatte. Apostelgeschichte 2, 14-42 beschreibt den Inhalt der Predigt von Petrus. Er wiederholte nicht ständig dieselben Schlagworte, sondern erklärte eine sehr wichtige Botschaft. 

Natürlich könnte diese spezielle Pfingstversammlung technisch etwas anders verlaufen sein, als oben beschrieben – die Bibel gibt keine klaren Anhaltspunkte in dieser Hinsicht. So viel aber ist unbestreitbar: Petrus und die anderen Apostel redeten in Fremdsprachen, die ihre Zuhörer verstehen konnten. Somit war die Zungenrede ein Werkzeug der Evangelisation. 

Gottes wahre Gabe der Zungenrede unterscheidet sich also deutlich von dem, was sich heute als diese Gabe ausgibt. Es ist nicht ungewöhnlich für einen Pfingstler, im Zustand der Übererregtheit und eines Rauschzustandes zu schwanken, zu stöhnen, "im Geiste zu tanzen", hysterisch zu lachen oder unverständliche Sprache und Zungenlaute herauszuschreien. Welch großer Unterschied zum biblischen Vorbild!

Taufe mit dem heiligen Geist

Ist die Taufe mit dem heiligen Geist etwas anderes, als die ursprüngliche Bekehrung? Anhänger der charismatischen Bewegung würden im Allgemeinen sagen, dass dies zutrifft. 

Aber was lehrt die Bibel wirklich? In Apostelgeschichte 1, 5 wurde den Aposteln gesagt, dass sie in Kürze mit dem heiligen Geist getauft würden, obwohl sie bereits mit Wasser getauft worden waren. In Vers 8 hat Christus dies damit gleichgesetzt, dass sie den heiligen Geist empfangen würden, der sie befähigen sollte, das Evangelium, das er ihnen gab, zu verkünden. Zu der Zeit, als sie getauft wurden, hatten sie den heiligen Geist nicht empfangen, weil er erst verfügbar war, nachdem Christus zum Vater zurückgekehrt war (Johannes 7, 39; 16, 7). In Apostelgeschichte 2, 4 lesen wir dann, dass sie am Pfingsttag plötzlich mit dem heiligen Geist erfüllt wurden. 

Es ist also eindeutig der Empfang des heiligen Geistes, der uns zu bekehrten Christen macht (Römer 8, 9). Wie also empfangen wir den heiligen Geist? Petrus erklärte in seiner Predigt am Pfingsttag: "Tut Buße, und jeder von euch lasse sich taufen auf den Namen Jesu Christi zur Vergebung eurer Sünden, so werdet ihr empfangen die Gabe des heiligen Geistes" (Apostelgeschichte 2, 38). In Apostelgeschichte 5, 32 betonte Petrus, dass Gott denen seinen Geist gibt, die ihm gehorchen. Und es ist der heilige Geist in uns, der uns zu wahren Christen macht – zu gezeugten Kindern Gottes (Römer 8, 16). 

Doch nicht jede geistliche Erscheinung ist notwendigerweise von Gott. Der Apostel Johannes ermahnte seine Leser: "Glaubt nicht einem jeden Geist, sondern prüft die Geister, ob sie von Gott sind" (1. Johannes 4, 1). Was ist also ein Beweis für den heiligen Geist? Gottes Geist wird nur denjenigen angeboten, die das Evangelium glauben, das Jesus brachte und die daraufhin wirklich bereut haben. Sie haben ihr Leben dem Schöpfer unterworfen und deshalb begonnen, ihm zu gehorchen. 

Dann bringt der heilige Geist Frucht in unserem Leben hervor. Diese Frucht ist in Galater 5, 22-23 beschrieben als Liebe, Freude, Friede, Geduld, Freundlichkeit und Güte, Treue, Sanftmut und Keuschheit [Selbstkontrolle]. Mit anderen Worten verändert der heilige Geist unser Leben und erfüllt uns mit der Liebe Gottes, die es uns ermöglicht, seinem heiligen und gerechten Gesetz zu gehorchen – er lässt Gottes eigene Natur und Wesensart in uns sichtbar werden (Römer 5, 5; 13, 10). 

Die ursprüngliche Gabe des heiligen Geists am Pfingsttag war von wundersamen Zeichen begleitet. Zudem gab es mindestens zwei Ereignisse, über die in der Apostelgeschichte berichtet wird, bei denen Wunderzeichen – einschließlich der Zungenrede oder Rede in anderen Sprachen – auftraten. 

Einige Jahre nach diesem ersten neutestamentlichen Pfingsttag lesen wir, dass Petrus in das Haus des Kornelius ging, zu einem heidnischen Soldaten, der auf der Suche nach Gott war. Nachdem er ihm und seinem Haushalt das Evangelium verkündet hatte, waren Petrus und die Juden, die bei ihm waren, überrascht, dass der heilige Geist auch über diese Heiden kam und sie die Gabe erhielten, in anderen Sprachen zu reden (Apostelgeschichte 10, 44-47). Petrus und seine Wegbegleiter verstanden, dass diese Heiden Gott priesen (Vers 46). Es bedurfte dieses Zeichens von Gott, um Petrus und die anderen Kirchenführer davon zu überzeugen, dass Gott physisch unbeschnittene Heiden genauso wie Juden annahm (Apostelgeschichte 11, 17). 

In Apostelgeschichte 19 wird von Personen berichtet, die Jahre zuvor von Johannes dem Täufer getauft worden waren und die sich nun als Jünger Christi bezeichneten. Als der Apostel Paulus mit ihnen sprach, wurde deutlich, dass sie das Evangelium nicht völlig verstanden hatten und nichts über den heiligen Geist wussten. Sie waren also nie wirklich bekehrt worden. 

Also taufte Paulus sie erneut – dieses Mal auf den Namen Jesu Christi – und legte ihnen dann die Hände auf, so dass sie Gottes Geist empfingen (Vers 5). Auch bei diesem Ereignis war das Kommen des heiligen Geistes mit einer übernatürlichen Manifestation verbunden, die eindeutig den Unterschied zwischen der Taufe des Johannes und der Taufe in Jesus Christus aufzeigte. 

Es gibt keine Aussage in der Bibel, dass der Empfang des heiligen Geistes in jedem Fall von einer übernatürlichen Erscheinung begleitet ist. Tatsächlich sagt Gottes Wort, dass im Allgemeinen "die Zungenrede ein Zeichen nicht für die Gläubigen, sondern für die Ungläubigen [ist]" (1. Korinther 14, 22). Also sollten wir im Normalfall keine solche Erscheinung unter Gläubigen erwarten. Nur in besonderen Situationen wie der oben erwähnten und sehr wahrscheinlich auch bei der anfänglichen Bekehrung von Menschen in Samaria (Apostelgeschichte 8, 14-18) gab es tatsächlich übernatürliche Zeichen für die Präsenz des Geistes Gottes. Alle diese Ereignisse waren wirkliche "Neuerungen" – und Gott zeigte auf diese besondere Weise deutlich seine Beteiligung und seinen Segen, indem er nie zuvor gesehene Phänomene geschehen ließ.

Geistliche Gaben

Dies bedeutet nicht, dass Wunder auf das erste Jahrhundert beschränkt waren. Ebenso, wie der Geist Gottes der Geist der Liebe und der Besonnenheit ist, so ist er auch der Geist der Kraft (2. Timotheus 1, 7). Das griechische Wort für Kraft ist dynamis, ein Begriff, der oft als "Wunder bewirkende Kraft" gebraucht wird. Gott bietet uns seinen Geist an, um unsere Wesensart zu verändern und uns mit seiner Liebe zu erfüllen. Sein Geist gibt uns auch die Fähigkeit zur besonnenen und ausgeglichenen Beurteilung darin, wie wir die Prinzipien seines Wortes im täglichen Leben umsetzen können. Aber zusätzlich zu all diesem ist Gottes Geist auch die Kraft, durch die er auf wundersame Weise wirkt. Durch ihn gibt der Allmächtige seine Gaben in die Angehörigen seines Volks. Geistliche Gaben sind gut. Paulus beschrieb die Vielzahl von Gaben, die dabei verfügbar sind (Römer 12, 6-8; 1. Korinther 12, 6-11) und lehrte, dass wir diese erstreben sollten (1. Korinther 14, 1). 

Doch Paulus machte ebenso deutlich, dass die Korinther die geistlichen Gaben missverstanden hatten, insbesondere die Gabe der Zungenrede – wie es auch heute viele missverstehen. Ursache dafür war ihr heidnisches Umfeld (1. Korinther 12, 1-2). Korinth lag nur wenige Kilometer vom berühmten Orakel von Delphi entfernt, und viele Korinther verwechselten die übernatürliche Gabe des Redens in verschiedenen Sprachen, wie sie von Gott am Pfingsttag und bei anderen Gelegenheiten gegeben wurde, mit der Art "Zungenrede," von der sie schon ihr ganzes Leben lang aus dem heidnischen Umfeld gehört hatten. Ebenso geht es vielen Menschen heute. 

Paulus betonte in 1. Korinther 14, dass die Gaben Gottes der Erbauung und Stärkung der Gemeinde dienen sollen. Er ermutigte seine Leser, Gottes Gaben anzustreben, um damit anderen zu dienen – und nicht, um sich selbst zu erhöhen. Hinsichtlich der Rede in Zungen oder fremden Sprachen erklärte Paulus, dass es besser sei, nur wenige Worte zu sprechen, die verständlich und hilfreich sind, als zehntausend Worte in einer Sprache zu reden, die niemand verstehen konnte (Vers 19), denn wenn der Inhalt des Gesagten nicht hilfreich und lehrreich ist, so werden die Hörer dadurch nicht erbaut (Verse 5-6.9). 

Eine Prophezeiung in Joel 3, 1-5 spricht von einem Ausgießen des Geistes Gottes in der Endzeit, das von Wunderzeichen begleitet ist. Petrus zitierte diese Schriftstelle und bezog sie auf das Zeichen, das am ersten Pfingsttag nach Christi Auferstehung von den Toten auftrat. Bei genauerem Hinsehen ist jedoch offensichtlich, dass eine noch größere Erfüllung dieser Prophezeiung in der Endzeit direkt vor dem Tag des Herrn bevorsteht (Vers 4). So werden also viele übernatürliche Erscheinungen des Geistes Gottes, die im ersten Jahrhundert aufgetreten waren, ohne Zweifel in der Endzeit wieder auftreten. 

Doch nach dem, was wir gesehen haben, sollte deutlich sein, dass die "Zungenrede," die allgemein heute in der charismatischen Bewegung praktiziert wird – mit ihren zusammenhangslosen Lautäußerungen, die oft von unkontrollierten Schreien und Zuckungen begleitet sind – mit größter Sicherheit nicht von Gott ausgeht. "Denn Gott ist," wie Paulus in seiner Erörterung des Zungenredens erklärt, "nicht ein Gott der Unordnung, sondern des Friedens" (1. Korinther 14, 33). Wir können also berechtigt annehmen, dass die meisten Erscheinungen von Zungenrede einen anderen Ursprung haben – entweder einen dämonischen Einfluss oder einfach menschliche Einbildung. Denn ebenso, wie Dämonen an der heidnischen, griechischen Religion früherer Zeiten beteiligt waren, in der es Orakel gab, bei denen ein Medium in Ekstase redete (vgl. 1. Korinther 10, 20), so sind sie auch an falschen Religionen unserer Tage beteiligt. (Für eine genauere Ausführung zu diesem Thema lesen Sie bitte unsere kostenlose Broschüre "Was ist ein echter Christ?"). Wenn der Ursprung ekstatischer Sprache der menschliche Geist ist, so ist diese vorgetäuscht, ein Zeichen einer psychischen Störung oder einfach ein Auswuchs menschlicher Emotionen. 

Wahre Wunder werden jedenfalls nicht durch menschliche Emotionalität hervorgerufen. Sie sind vielmehr ein Ergebnis des übernatürlichen Wirkens Gottes durch seine wahren Diener – diejenigen, die ihm wirklich gehorchen und sich seinem Willen beugen. Wie anfangs erwähnt, erkennen viele Menschen heute die große Leere in ihrem Leben, die durch die geistliche Verwirrung in der modernen Religion entstanden ist. Ohne ein wirkliches Verständnis für Gottes Absicht und Plan akzeptieren sie einen Abklatsch der wahren Spiritualität. Sie suchen nach einem Gefühl – und machen sich dadurch empfänglich für die Verführung durch endzeitliche falsche Wunderzeichen, vor denen Christus warnte (Matthäus 24, 24). Wir sollten Gott und seine Wege suchen – nicht Gefühle. 

Wenn wir dies von ganzem Herzen tun und weiterhin wirklich mit ihm wandeln, werden die wahren Wunderzeichen in der von Gott bestimmten Zeit folgen.


CHZ, Juli 2004
© 2004 Living Church of God
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Englischer Titel: Charismatic Renewal and the Gift of Tongues
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Biblische Verweise und Zitate sind, soweit nicht anders angegeben,
der revidierten Lutherbibel 1984 entnommen.
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