Seit Anbeginn der Menschheitsgeschichte mögen wir keine Regeln. Und wir machen uns oft etwas vor, indem wir sagen, dass die Regel an sich nicht schlecht ist, wir uns aber selbst einreden, dass wir eine Ausnahme von der Regel sind. 

In 1. Samuel 13 lesen wir, dass Saul wusste, dass es falsch war, Gott ein Opfer darzubringen, ohne dass Samuel dabei war. Aber er tat es dennoch wegen der "besonderen Umstände". 

In der Bibel sehen wir etliche Beispiele von Menschen, die Gottes Gesetze brachen, weil sie in ihrem Herzen dachten, dass ihre persönliche Situation eine "Ausnahme" von der Regel rechtfertige. 

Es ist nur allzu menschlich, zu glauben, dass wir etwas "besonderes" sind – dass wir irgendwie verdienen, dass die Dinge auf unsere Weise laufen, egal welchen Hindernissen wir uns gegenüber sehen. Der Eigenwille ist eine machtvolle Kraft, die uns gegenüber der Realität unserer Umstände blind machen kann. Daher inspirierte Gott den Propheten Jonah, zu schreiben: "Es ist das Herz ein trotzig und verzagt Ding – wer kann es ergründen?" (Jeremia 17, 9). Gott kennt das Herz der Menschen – dass wir leicht Entscheidungen ohne die Mitwirkung von Gottes Geist treffen und dann schnell versucht sind, unser Brechen von Regeln zu rechtfertigen, indem wir uns selbst einreden, dassunsere Situation eine Ausnahme ist. 

Wie könnte das auf Sie und mich zutreffen?

Die Grundlage

     Als Gott begann, mit den Israeliten zu arbeiten, lehrte er sie, grundlegenden Regeln zu gehorchen, die die Zehn Gebote genannt werden. Diese Regeln dienen einem zweifachen Zweck. Zum einen zeigen sie uns, wie man Gott liebt und ehrt. Zum zweiten schaffen sie, wenn man ihnen gehorcht, eine Harmonie zwischen unseren Nächsten und uns. 

Ja, "wenn man ihnen gehorcht". Es ist bezeichnend, dass die Israeliten fast sofort, nachdem sie diese Regeln erhielten, in Situationen gerieten, die unser Thema illustrieren. Das erste Gebot lehrte die Israeliten, keinen anderen Gott außer dem wahren Gott zu haben. Das zweite Gebot verbot ihnen, sich irgendwelche Abbilder zu machen, um damit Gott zu verehren. Doch nur wenige Tage später missachteten sie beide Regeln, indem sie eine "Ausnahmesituation" erklärten. Mose war auf den Berg Sinai gegangen, um Steintafeln von Gott zu erhalten. Die Bibel sagt uns, was als Nächstes geschah: "Als aber das Volk sah, dass Mose ausblieb und nicht wieder von dem Berge zurückkam, sammelte es sich gegen Aaron und sprach zu ihm: Auf, mach uns einen Gott, der vor uns hergehe! Denn wir wissen nicht, was diesem Mann Mose widerfahren ist, der uns aus Ägyptenland geführt hat" (2. Mose 32, 1). Ein paar Verse später lesen wir, dass Aaron das Gold, das die Israeliten ihm gaben, in Empfang nahm und zu einem goldenen Kalb goss. Daraufhin sagten sie: "Das ist dein Gott, Israel, der dich aus Ägyptenland geführt hat!" (2. Mose 32, 4). 

Sie sagten nicht, dass das erste oder zweite Gebot schlecht oder falsch sei. Sie erklärten nur, sie befänden sich in einer "Ausnahmesituation". Sie sagten auch nicht, dass sie Gott nicht lieben wollten. Tatsächlich meinten sie sogar, dass das, was sie taten, Liebe gegenüber Gott zum Ausdruck bringen würde! Sie gebrauchten einfach nur ein Abbild eines Kalbes, um Gott besser zu "visualisieren". In Vers 5 lesen wir, dass Aaron einen Altar vor dem goldenen Kalb baute, und dann erklärte: "Morgen ist des Herrn Fest". Sie glaubten, sie würden Gott ehren, aber in Realität entehrten sie Gott. Sie glaubten, sie würden sich Gott nähern. Die Wahrheit war aber, dass sie sich von ihm wegbewegten. Und alles begann mit einer "Ausnahme von der Regel". Da Mose nicht in der Nähe war und es zu lange erschien, bis er vom Berg wieder herunterkommen würde, entschieden sie, dass sie Gott so anbeten würden, wie sie es für passend ansahen.

Moderne Kultur

     Wir könnten Dutzende, ja sogar Hunderte von Beispielen finden, wie unsere moderne Gesellschaft bedauerlicherweise dem Beispiel der Israeliten im Altertum nachfolgt. 

Zum Beispiel gebietet Gott uns, seinen Sabbat heilig zu halten (1. Mose 2; 2. Mose 20). Zu welchem Zweck? Das Ziel des Sabbats ist, es, uns daran zu erinnern, dass Gott der Schöpfer und Bewahrer ist, uns zu helfen, Gott näher zu kommen, und über die zukünftige tausendjährige Ruhe mit Christus als unserem König nachzudenken. Was ist das Ergebnis, wenn wir den Sabbat einhalten und Gottes Gebot befolgen? Genau das, was beabsichtigt ist! Wir erreichen diese Ziele. Aber viele, die sich selbst als "Christen" bezeichnen, sind der irrigen Ansicht, dass wir Gott näher kommen können, ohne Gottes Regeln zu befolgen. Sie glauben, dass der Sabbat nur für die Juden galt, und dass wir in unserer modernen Zeit davon "ausgenommen" sind. Sie glauben, dass wir Gott an irgendeinem Tag verehren können, und auf irgendeine Weise, und eine Gewohnheit daraus machen können, Gott am Sonntag anzubeten. Sie argumentieren, dass die Zehn Gebote alle gut sind, aber wenn es um den Sabbattag geht, haben wir eine "Ausnahmesituation" in der Art, wie wir dieses Gebot anwenden. 

Ein andere Beispiel sind Gottes jährliche heilige Tage. Gott gab uns einen Plan seiner heiligen Tage in 3. Mose 23, bestätigt in anderen Schriftstellen überall in der Bibel. Die Einhaltung dieser Tage ist ein wichtiger Teil der Einhaltung von Gottes Regeln für die Menschen. Während wir diese heiligen Tage einhalten, gewinnen wir ein größeres Verständnis von Gottes Plan für die Menschheit im Allgemeinen und für uns persönlich. Leider glauben die meisten, die in unserer Zeit noch in die Kirche gehen, dass ihre Kirche die Autorität besitzt, die Einhaltung dieser Tage abzuändern, oder dass Gott die Nachfolger Christi irgendwie davon ausnimmt, dieselben Tage einzuhalten, die er einhielt, und die einzuhalten er seine Nachfolger lehrte. 

Eine weit verbreitete, aber falsche Idee ist dabei, dass die Einhaltung der heiligen Tage nur für das jüdische Volk galt. Christen, so erklärt es diese Theorie, haben ihre eigenen Feiertage. Aber welche Feiertage haben die meisten bekennenden Christen gewählt? Sie haben heidnische Feiertage an die Stelle von Gottes jährlichen heiligen Tagen gesetzt. Während dieser Feiertage wird es als akzeptabel angesehen, die Kinder über einen Weihnachtsmann, Rudolf das Rentier und den Osterhasen anzulügen. Natürlich lehren wir die Kinder den Rest des Jahres, dass lügen falsch ist – aber wenn es um Weihnachten und Ostern geht, scheint es eine Ausnahme von der Regel zu geben. Und was ist das Ergebnis? Anstatt Gott näher zu kommen und mehr über seinen Plan zu erfahren, weiß der durchschnittlicher Kirchgänger wenig oder gar nichts über Gottes Plan für die Menschheit. 

Die Bibel gibt uns Regeln in Bezug auf Ehe, Sexualität, Finanzen, Wirtschaft und viele andere Themen. Ihre Regeln lehren uns, wie wir mit unseren Nächsten umgehen sollen, und wie wir Gott ehren. Diese Regeln sind nicht dazu gegeben, um eine Last zu sein oder unser Leben zu erschweren, sondern um unser Leben erfüllter zu machen. Je früher wir also diese Regeln lernen und sie zu einem Teil unseres Denkens machen, desto erfüllter und erfolgreicher werden wir sein. Auf gewisse Weise ist es wie die Ausübung eines Sports. Wenn wir die Regeln lernen, fair und gut spielen, werden andere mit uns spielen wollen. Sie werden Teil unseres Teams sein und sogar von uns lernen wollen, um unserem erfolgreichen Beispiel zu folgen. Auf der anderen Seite will niemand mit jemandem spielen, der sich nicht an die Regeln hält – und der Spieler, der sich selbst als Ausnahme von den Regeln betrachtet, wird sicherlich am Ende frustriert und erfolglos sein. 

Wie steht es mit uns? Die Menschen haben eine lange Geschichte in Bezug auf eine Mentalität der "Ausnahme von der Regel". Aber wenn wir diesem Drang der menschlichen Natur widerstehen und so denken können wie David, als er schrieb: "Wie habe ich dein Gesetz so lieb!" (Psalm 119, 97), dann werden wir auf der Straße des Erfolgs gehen.