Kurz nachdem König Herodes Johannes den Täufer ins Gefängnis geworfen hatte, kam Jesus Christus nach Galiläa und verkündete die Gute Nachricht vom Reich Gottes. Und den Großteil der nächsten drei Jahre verbrachten er und seine Jünger damit, auf den staubigen Straßen von Galiläa, Samaria und Judäa umherzuziehen, während er diese Botschaft den versammelten Menschenmengen predigte, die kamen, um ihn zu hören. Erstaunlicherweise geschah vieles von dem, was Jesus predigte, in Form von Gleichnissen. 

Warum predigte Jesus auf diese Weise? Was sind Gleichnisse und warum gebrauchte Jesus so viele davon? Während der Herbstfesttage widmen wir dem Reich Gottes besondere Aufmerksamkeit. Welche Lektionen können wir aus den Gleichnissen Jesu über das bald kommende Reich Gottes lernen? 

Wussten Sie, dass die Evangelien von Matthäus, Markus und Lukas etwa 50 Mal Gleichnisse erwähnen, während es im Johannesevangelium kein einziges gibt? Insgesamt werden bei Matthäus, Markus und Lukas über 30 Gleichnisse erzählt – drei davon in allen drei Evangelien, mehrere sind in zwei Evangelien erwähnt und viele auch nur in jeweils einem Evangelium. Lukas berichtet die meisten Gleichnisse. Matthäus verbindet sieben Gleichnisse vom Reich und erzählt diese in direkter Abfolge in Matthäus 13. 

Was genau ist ein Gleichnis? Dasselbe Wort, das in Hesekiel 17, 2 aus dem Hebräischen als "Gleichnis" übersetzt wird, heißt im Buch der Sprüche "Spruch" und bezieht sich auf einen Vergleich, der verwendet wird, um eine Lektion zu lehren. Im Neuen Testament bezieht sich das griechische Wort parabole auf einen Symbolismus oder Vergleich, wie in dem deutschen Lehnwort "Parabel". In Hebräer 9, 9 gebrauchte Paulus das Wort parabole – das hier auch als Gleichnis übersetzt ist –, nachdem er zuvor den Aufbau und die Ausstattung der Stiftshütte (und später des Tempels) beschrieben hatte, die Gottes Heilsplan sinnbildlich darstellten. 

Als Jesus den Menschen etwas über das Reich Gottes erzählte, gebrauchte er fast ausschließlich solche Gleichnisse – Symbolismen oder Vergleiche. Die meisten Menschen glauben, dass er dies tat, um seine Lehren den Massen verständlich zu machen, doch die Bibel sagt genau das Gegenteil (Matthäus 13, 13). Nur gegenüber seinen Jüngern, denen er eine klare Erläuterung gab, machte er den Sinn der Gleichnisse, sowie der Lehren über das Reich verständlich (Verse 10-11). 

Jedes der Gleichnisse Jesu steht für sich und verwendet eine spezifische Illustration, um eine genauso spezifische Lektion zu erläutern. Das Reich Gottes ist ein so umfassendes Thema, dass kein Vergleich für sich alleine ihm gerecht werden könnte. Die Beispiele, die Jesus gebrauchte, helfen uns, die verschiedenen Aspekte des Reichs zu verstehen.

Das Gleichnis vom Sämann und der Saat

Das Matthäusevangelium verknüpft häufig Lehren, die Jesus zu einem bestimmten Thema verkündete, weil sie dasselbe Thema hatten, auch wenn sie zu verschiedenen Zeiten verkündet wurden. So ist es auch in Matthäus 13, wo sieben Gleichnisse über das Reich Gottes aufgezeichnet wurden. Markus beinhaltet drei dieser sieben Gleichnisse, während Lukas nur eines davon wiedergibt. 

Das Gleichnis vom Sämann ist das erste dieser sieben im Matthäusevangelium. Wenn wir es mit den Parallelberichten in Markus 4 und Lukas 8 vergleichen, können wir es als eines von Jesu frühen Gleichnissen erkennen, das er verwendet hat, bevor er die Jünger zum ersten Mal aussandte, um das Evangelium zu verkünden. Lukas 8 beschreibt Jesus selbst als denjenigen, der die Evangeliumsbotschaft verkündet, der die Kranken heilt und Dämonen austreibt, während er die Apostel, die ihn begleiteten, lehrte und vorbereitete. In Lukas 9 lesen wir dann, wie Jesus die Apostel aussandte, dasselbe zu tun wie er – das Evangelium vom Reich zu predigen. Sozusagen "pflanzten" sie die Evangeliumsbotschaft, "säten den Samen aus" für das Reich. 

Aus diesem Grund mussten die Jünger zuerst das Gleichnis vom Sämann und der Saat verstehen, das erklärt, welche Ergebnisse sie zu erwarten hatten, wenn sie die Saat für das Reich aussäen. Wir in Gottes Werk heute müssen dieses Gleichnis ebenfalls verstehen, da wir denselben Auftrag haben und dieselben Ergebnisse erwarten sollten.

Das Gleichnis beschreibt vier Arten von Erdboden, auf die die Saat fällt, wobei jeder Erdboden ein völlig anderes Ergebnis hervorbringt. Jeder Erdboden stellt also eine andere Reaktion auf die Evangeliumsbotschaft dar. Manche Samen vielen auf den Weg, wo sie von den Vögeln aufgefressen wurden. Mit anderen Worten: Dieser Same ging nie auf. Viele von denen, die die Botschaft des Evangeliums sogar direkt von Jesus hörten, reagierten überhaupt nicht darauf, und seine Jünger sollten dasselbe erwarten. Andere Samen vielen auf felsigen Boden, wo es nur eine dünne Schicht fruchtbarer Erde gibt. Obwohl diese Samen aufgingen und schnell wuchsen, hatten sie nur ein oberflächliches Wurzelwerk. Sie verdorrten auch schnell wieder, wenn das Klima trocken und heiß wurde. Jesus verglich dies mit Leuten, die schnell und emotional auf das Evangelium reagierten, die Dinge aber nicht tiefgründig prüften und die demnach unter Prüfungen und Schwierigkeiten auch schnell wieder abfielen. Weitere Samen fielen unter die Dornen; diese gingen auf und wuchsen, aber Unkraut und Dornen erstickten sie letztlich. Christus verglich dies mit Menschen, die auf das Evangelium reagierten und Fortschritte in Richtung des Reichs Gottes machten, deren geistliches Wachstum aber letztlich erstickt wurde durch die Sorgen der Welt und durch trügerischen Reichtum. Nur die letzte Kategorie von Samen brachte neue Früchte hervor, manche weniger, andere mehr, aber alle wuchsen, reiften heran und wurden dann geerntet. 

Christus wollte, dass seine Jünger verstanden, dass während sie seine Botschaft verbreiteten, viele der Zuhörer gar nicht darauf reagieren würden – und von denen, die reagierten, die meisten nicht bis zur Ernte gelangen würden. Manche würden schnell reagieren, aber diese Reaktion würde sich als oberflächlich herausstellen und sie würden bald wieder abfallen. Andere würden etwas länger dabeibleiben, aber ihr geistliches Wachstum würde von den Verlockungen der Welt um sie herum erstickt werden. Nur ein kleiner Teil der Aussaat würde reife, fruchtbringende Pflanzen hervorbringen.

Sechs weitere Gleichnisse vom Reich Gottes

Das zweite der sieben Gleichnisse in Matthäus 13 – das Gleichnis vom Unkraut unter dem Weizen – entwickelt das Thema in ähnlicher Weise weiter. Darin sät ein Mensch guten Samen auf seinen Acker, aber ein Feind kommt und streut Unkraut zwischen den Weizen, während der Besitzer schläft. Als die Saat aufgegangen ist, sind Weizen und Unkraut nebeneinander auf demselben Acker gewachsen. Das Unkraut sieht im Anfangsstadium ähnlich aus wie Weizen im frühen Wachstumsstadium, nur dass es eben kein Getreide für eine Ernte hervorbringt. In diesem Gleichnis sagt der Besitzer seinen Knechten, dass sie nicht versuchen sollten, das Unkraut während der Wachstumsphase auszureißen, damit nicht beiläufig auch ein Teil des Weizens ausgerissen wird. Stattdessen sagte er, sie sollten alles zusammen bis zur Ernte wachsen lassen, wo dann das Unkraut gebündelt und verbrannt werden würde. Dann sollte der Weizen geerntet und in die Scheune des Besitzers gebracht werden. 

Christus gebrauchte das Gleichnis vom Unkraut unter dem Weizen wie bereits das Gleichnis vom Sämann, um seinen Jüngern zu zeigen, wie manche Menschen reagieren würden, wenn sie das Evangelium vom Reich gepredigt hören. Viel von der "Aussaat" würde entweder überhaupt nicht aufgehen, oder unter Verfolgung verdorren, oder durch die Sorgen der Welt erstickt werden. Nur ein kleiner Teil würde bis zur Ernte gelangen, und manches von dem, was bei der Ernte vorhanden ist, wäre kein Same, den sie gepflanzt hatten. Manches wäre "Unkraut", das von dem Bösen eingestreut wurde. 

Im Lauf des ersten Jahrhunderts n.Chr. wurde es offensichtlich, dass nicht jeder "in der Kirche" das Ergebnis göttlicher Aussaat war; viele waren fleischlich gesinnte Menschen, die im geistlichen Sinne nie Teil der Kirche waren. Jesus wollte, dass seine Jünger verstanden, dass er diese Entwicklung in der Kirchengeschichte vorhergesehen hatte! 

Die nächsten zwei Gleichnisse in Matthäus 13 betonen etwas anderes und geben die notwendige Ermutigung. Das Senfkorn ist der kleinste Samen unter den Gartenkräutern, bringt jedoch letztlich einen großen Busch hervor, in dem auch Vögel nisten können. Das Gleichnis vom Senfkorn lehrte die Jünger, dass das Reich Gottes, wenn es auch zu Anfang winzig erscheint, enorm groß werden würde (Verse 31-32). Und im Gleichnis vom Sauerteig verglich Jesus das Reich Gottes mit Sauerteig, den eine Frau in ihren Brotteig einbrachte. Während des Durchknetens durchdringt das Säuerungsmittel den gesamten Teig und er wird durchsäuert (Vers 33). Diese beiden Gleichnisse zeigen, dass das Reich nicht nur klein anfangen und dann groß werden würde, sondern dass es sich auch überall hin ausbreiten und alles durchdringen wird. 

So wie Christus die Enttäuschungen der Jünger bei der Verbreitung des Evangeliums vorausgesehen hatte, sah er auch voraus, dass das, was er in einem abgelegenen Teil des Römischen Reichs unter einer Handvoll von Menschen predigte, eines Tages wachsen und die ganze Erde erfassen würde. 

Zwei der Gleichnisse in Matthäus 13 betonen den unschätzbaren Wert des Reichs, das Jesus verkündete. Christus verglich das Reich mit einem Schatz, der im Acker verborgen war, und der so wertvoll war, dass ein Mann, der ihn fand, alles verkaufte, um diesen Acker zu kaufen (Vers 44). Jeder, der solch einen Schatz findet und dessen wahren Wert erkennt, wird jedes Opfer auf sich nehmen, um ihn zu bekommen. Das Reich ist natürlich ein Schatz, dessen Wert viel größer ist als alles, was wir besitzen mögen. Jesus erklärte denselben Punkt aus einer leicht abgeänderten Perspektive im Gleichnis von der kostbaren Perle (Verse 45-46). Hier verglich er das Reich mit einem Kaufmann, der den Wert einer großen Perle erkannte und alles dafür aufopferte, diese zu erwerben. Das Reich ist von unschätzbarem Wert. Diejenigen, die letztlich das Reich in Besitz nehmen können, sind die, die dessen großen Wert erkennen, wenn sie es sehen – und die bereit sind, alles dafür aufzuopfern. 

Das siebte Gleichnis in Matthäus 13 ist das Gleichnis vom Fischnetz (Verse 47-50). Einige der ersten Jünger Jesu waren kommerzielle Fischfänger, die sehr vertraut damit waren, wie man Fischnetze auswarf und einen Fang einholte. Sie wussten, dass nach dem Einholen des vollen Netzes an Land das Sortieren begann. Unreine Fische und die, die man aus anderen Gründen nicht auf dem Markt verkaufen konnte, wurden zurück ins Wasser geworfen, und die anderen wurden für den Verbrauch zurechtgemacht. Und ebenso wird es am Ende des Zeitalters sein. Christus erklärte, dass Gott den "Fang" dieser Menschenfischer aussortieren werde. Die Jünger bräuchten sich keine Gedanken über das letztliche Aussortieren derjenigen zu machen, die wirklich auf die Evangeliumsbotschaft reagieren. Gott wird wissen, wer es tat.

Gleichnisse von Gericht und Freude

Neben diesen sieben Gleichnissen in Matthäus 13 zeigen andere Gleichnisse ebenfalls wichtige Lektionen bezüglich des Reichs Gottes. Manche Gleichnisse betonen Gottes kommendes Gericht und die Rechenschaft, die von allen gefordert wird, die eingeladen wurden, am Reich teilzuhaben. Zusammen mit dem Gericht müssen wir aber auch eine weitere zentrale Lektion über die Freude Gottes bei Reue verstehen. Gott ist nicht nur ein Gott des Richtens, sondern auch ein Gott großer Barmherzigkeit. 

Das Gleichnis von den bösen Weingärtnern ist eines der Gleichnisse über das Gericht. Jesus erzählte es kurz vor seinem letzten Passah und es ist in Matthäus 21, Markus 12 und Lukas 20 niedergeschrieben – und ist damit eines von nur drei Gleichnissen, die in allen drei Evangelien vorkommen. Christus richtete dieses Gleichnis an die jüdischen Religionsführer, von denen er wusste, dass sie bereits seine Tötung planten. 

Diese Führer hatten Jesu Botschaft über drei Jahre hinweg gehört und hatten direkte Kenntnis von mehreren seiner Wundertaten, einschließlich der Erweckung des Lazarus von den Toten, nachdem dieser bereits seit vier Tagen tot und begraben gewesen war. Ein paar Wochen vor dem Passah, als die Priester und Pharisäer von der Auferweckung des Lazarus erfahren hatten, trafen sie die Entscheidung, Jesus zu töten (Johannes 11, 47-48.53). Jesus kannte ihre Pläne, machte diese öffentlich und verdeutlichte ihnen die Konsequenzen. Er erzählte die Geschichte eines Grundbesitzers, der einen Weinberg pflanzte, diesen an Weingärtner verpachtete und dann außer Landes ging. Später sandte er seine Knechte, um seinen Anteil an der Ernte abzuholen. Über mehrere Jahre hinweg misshandelten die Weingärtner die Knechte immer, wenn diese ausgesandt wurden, schlugen manche während sie andere töteten. Letztlich schickte der Hausherr seinen Sohn und Erben, den die Weingärtner ermordeten, damit sie den Weinberg für sich in Besitz nehmen konnten. "Wenn nun der Herr des Weinbergs kommen wird, was wird er mit diesen Weingärtnern tun?", fragte Jesus in Matthäus 21, 40. Die Hohenpriester und Pharisäer mussten zur Antwort geben, dass der Hausherr ihnen ohne Zweifel den Weinberg wegnehmen und anderen geben würde, die ihm die Früchte zur rechten Zeit geben. Jesus bestätigte ihnen, dass ihre Antwort richtig war und dass das Reich ihnen weggenommen werde, um es einem Volk zu geben, das Früchte hervorbringt. Die religiösen Führer verstanden, dass das Gleichnis ihnen galt und wurden nur noch entschlossener, Jesus zu eliminieren (Matthäus 21, 45-46). Christus machte deutlich, dass der Besitz von Gottes Erbe auch Rechenschaft und Gericht beinhaltet. 

In Lukas 14 erzählte Jesus Christus das Gleichnis eines Mannes, der viele Menschen zu einem großen Abendessen eingeladen hatte. Als die Zeit für das Bankett gekommen war und die Knechte die Gäste zum Erscheinen aufforderten, begannen die Eingeladenen, Ausflüchte zu nennen, warum sie jetzt gerade nicht kommen konnten. Eindeutig legten sie keinen großen Wert darauf, der Einladung nachzukommen, die sie erhalten hatten. Daraufhin entschied der Gastgeber, dass keiner von denen, die zuvor eingeladen worden waren, sein Essen schmecken sollte; stattdessen gebot er seinen Dienern, auf die Straßen zu gehen und die Armen, Verkrüppelten und Blinden herzubringen. Der Punkt war, dass wenn diejenigen, die zuerst eine Einladung für das Reich Gottes erhalten hatten, diese nicht schätzen und annehmen würden, andere berufen würden, um deren Platz einzunehmen. Wiederum: Mit der Chance kommt auch die Verantwortung und das Gericht. 

Lukas 15 berichtet von drei Gleichnissen, die Gottes Freude über Reue zum Ausdruck bringen. Die ersten beiden sind kurze Darstellungen: die eine beschreibt einen Mann, der 100 Schafe hatte und eines davon verlor; die zweite handelt von einer Frau, die zehn Silberstücke besaß und eines davon verlor. Der Punkt der beiden Darstellungen ist, dass in beiden Fällen sorgfältig nach dem verlorenen Gegenstand bzw. Tier gesucht wurde und die Freude groß war, als man fündig wurde. Anschließend illustrierte Christus denselben Punkt mit einer längeren Geschichte, dem bekannten Gleichnis vom verlorenen Sohn. Auch dies ist eine Geschichte, die Gottes große Freude zeigt, wenn ein Sünder zur Reue findet. Bedenken Sie, dass die Geschichte vom verlorenen Sohn nicht nur von dem Sohn handelt, der auf Abwege gerät, abstürzt und dann zur Besinnung kommt. Sie handelt ebenso von der Liebe des Vaters, der ihn heimkommen sah und ihm entgegenlief um ihn zu umarmen und freudig wieder aufzunehmen. Das Reich Gottes ist nicht nur eine Botschaft der Rechenschaft und des Gerichts, sondern auch eine Botschaft der großen Freude des Vaters, wenn er diejenigen wieder aufnimmt, die einst verloren waren.

Das Reich kommt

Als Jesus Jericho verließ, um kurz vor der Passahzeit 31 n.Chr. mit seinen Jüngern nach Jerusalem zu gehen, war die Begeisterung groß unter denen, die ihm nachfolgten. Sie "wussten" einfach, dass das Reich Gottes nun umgehend errichtet werden würde. Jesus kannte ihre Gedanken und erzählte die Geschichte eines Fürsten, der in ein fernes Land ging, um sein Königtum zu empfangen und dann zurückzukehren (Lukas 19, 11-27). Bevor der Fürst ging, gab er zehn seiner Knechte zehn Pfund mit der Anweisung, diese an seiner Stelle weise einzusetzen. Als er zurückkehrte und seine königliche Autorität empfangen hatte, rief er die Knechte zu sich und verlangte Rechenschaft von ihnen. Jeder Knecht wurde mit einer Regierungsposition in dem neu errichteten Königreich belohnt, basierend auf dem, was er getan hatte, während sein Herr abwesend war. Einem wurde Herrschaft über zehn Städte gegeben; einem anderen Herrschaft über fünf Städte. Einem Knecht, der überhaupt nicht produktiv tätig war, wurde sein Pfund wieder weggenommen. Die Aussage des Gleichnisses war, dass das Reich Gottes nicht unmittelbar errichtet werden würde; vielmehr würde Christus zum Vater gehen – aber eines Tages zurückkehren und dann seine Jünger belohnen, basierend auf ihrer Treue und Sorgfalt während seiner Abwesenheit. 

Ein Gleichnis in Lukas 14 handelt von der menschlichen Wesensart des Ehrgeizes und dem Wunsch, durch politisches Taktieren voranzukommen. Bei der Teilnahme an einem großen Sabbatessen, das von einem führenden Pharisäer veranstaltet wurde, bemerkte Jesus, wie die Gäste um Status und Anerkennung rangen, indem sie die angesehensten Plätze anstrebten, um sich selbst als wichtig darzustellen. Er reagierte, indem er den anderen Gästen ein Gleichnis von einem Hochzeitsmahl erzählte. Manche Gäste bei diesem Hochzeitsbankett strebten einen angesehenen Platz an und wurden bloßgestellt, als man sie bat, einen niedrigeren Platz einzunehmen. Andere nahmen bereitwillig einen niedrigeren Platz ein und waren dann angenehm überrascht, als am sie bat, einen angeseheneren Platz einzunehmen. Christus verdeutlichte damit, dass jemand, der sich selbst erhöht, erniedrigt wird, während jemand, der sich selbst erniedrigt, erhöht wird. In weltlichen Regierungen scheinen diejenigen voranzukommen, die es schaffen, politische Mittel einzusetzen, um ihre ehrgeizigen Pläne durchzusetzen. In Gottes Regierung hingegen ist dies nicht der Fall: man kommt nicht voran, indem man ein hohes Amt anstrebt, sondern indem man in Demut danach strebt, anderen zu dienen. 

Das letzte der drei Gleichnisse, die in allen drei synoptischen Evangelien erwähnt wird, ist das Gleichnis, das Jesus im Rahmen der Ölbergprophezeiung erzählte. Er hatte deutlich gemacht, dass es klar erkennbare Zeichen für das Kommen des Reichs geben werde, dass aber niemand – nicht einmal die Engel – den genauen Zeitpunkt kennt, wann es errichtet wird. Jesus sagte zu seinen Jüngern: "An dem Feigenbaum lernt ein Gleichnis: Wenn seine Zweige jetzt saftig werden und Blätter treiben, so wisst ihr, dass der Sommer nahe ist" (Matthäus 24, 32). In gleicher Weise würden seine wahren Nachfolger wissen, dass das Reich nahe herbeigekommen ist, wenn die verschiedenen Zeichen, die Jesus zuvor genannt hatte (aufgeschrieben in Matthäus 24, Markus 13 und Lukas 21) beginnen würden, einzutreten. Wie der Sommer kommt, wenn die Bäume Knospen tragen, folgt auch das Reich auf diese Zeichen hin innerhalb einer einzigen Generation. Während Himmel und Erde vergehen, so erklärte Jesus, werden seine Worte nicht vergehen. 

Jesus lehrte viele Lektionen durch Gleichnisse, die oftmals von verschiedenen Aspekten des Reichs Gottes handelten. Wenn wir uns mit der Guten Nachricht vom kommenden Reich Gottes befassen, sollten wir erkennen, wie wichtig die Gleichnisse Christi dabei sind, dieses Reich tiefgründiger zu verstehen. Auch wenn die wahre Bedeutung dieser Gleichnisse für die Welt um uns oftmals im Dunkeln liegt, offenbaren diese Gleichnisse Christi denjenigen die Geheimnisse des Reichs Gottes, die Gott berufen hat!


GRG, Oktober 2013
© 2009 Living Church of God
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Englischer Titel:  Lessons from the Parables of the Kingdom
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Biblische Verweise und Zitate sind, soweit nicht anders angegeben,
der revidierten Lutherbibel 1984 entnommen.
© 1985 Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart