Wozu brauchen wir Weisheit? Ohne sie würden wir uns das ganze Leben lang körperlich und geistig abmühen. Obwohl die Erlangung von Weisheit harte Arbeit sein kann, stellt Gott sie denen zur Verfügung, die ihn lieben und die bereit sind, dazuzulernen und seinen Wegen zu folgen. 

Weisheit und Diskretion können uns vor vielen Problemen und schwierigen Situationen bewahren. "Mein Sohn, lass sie nicht aus deinen Augen weichen, bewahre Umsicht und Klugheit! Das wird Leben sein für dein Herz und ein Schmuck für deinen Hals. Dann wirst du sicher wandeln auf deinem Wege, so dass dein Fuß sich nicht stoßen wird. Legst du dich, so wirst du dich nicht fürchten, und liegst du, so wirst du süß schlafen. Fürchte dich nicht vor plötzlichem Schrecken noch vor dem Verderben der Gottlosen, wenn es über sie kommt; denn der Herr ist deine Zuversicht; er behütet deinen Fuß, dass er nicht gefangen werde" (Sprüche 3, 21-26). 

Weisheit zu erlangen ist so arbeitsintensiv wie das Errichten eines Gebäudes. "Die Weisheit hat ihr Haus gebaut und ihre sieben Säulen behauen" (Sprüche 9, 1). Das hebräische Wort für "behauen" ist chatsab und bedeutet so viel wie "Holz, Stein oder ein anderes Material zu schnitzen oder zu bearbeiten". Wer jemals versucht hat, einen Stein zu behauen oder Holz zu schnitzen, weiß, dass dies sehr viel Anstrengung erfordert! 

In der Bibel hat Gott uns einen Bauplan für Weisheit gegeben. Es gibt viele Methoden, ein Haus zu bauen; Haustypen und Materialien variieren je nach den Umständen und Möglichkeiten, und auch der Grundriss wird verschieden sein, doch alle strukturstabilen Häuser weisen einige Gemeinsamkeiten und gleiche Eigenschaften auf. 

Was könnten die sieben Säulen sein, die das Haus der Weisheit aufrechterhalten? Der Apostel Jakobus listet sieben Aspekte der Weisheit Gottes auf: "Die Weisheit aber von oben her ist zuerst lauter, dann friedfertig, gütig, lässt sich etwas sagen, ist reich an Barmherzigkeit und guten Früchten, unparteiisch, ohne Heuchelei" (Jakobus 3, 17). Sehen wir uns diese Säulen im Einzelnen an, um zu prüfen, wie wir sie in unserem Leben errichten können.

Säule 1: Lauterkeit

Wie können wir lauter bzw. rein sein? Die erste Säule der Weisheit erfordert, dass wir erkennen, dass wir aus uns selbst heraus vor Gott nicht lauter und rein sein können. "Was ist der Mensch, dass er rein sein sollte, und dass der gerecht sein sollte, der vom Weibe geboren ist? Siehe, seinen Heiligen traut Gott nicht, und selbst die Himmel sind nicht rein vor ihm. Wieviel weniger der Mensch, der gräulich und verderbt ist, der Unrecht säuft wie Wasser!" (Hiob 15, 14-16). 

Sind wir manchmal stolz darauf, wie "gut" wir sind? Was sagt die Schrift über die Idee, dass wir aus uns selbst heraus gut seien? "Aber nun sind wir alle wie die Unreinen, und alle unsre Gerechtigkeit ist wie ein beflecktes Kleid. Wir sind alle verwelkt wie die Blätter, und unsre Sünden tragen uns davon wie der Wind" (Jesaja 64, 5). Ohne Reinheit können wir unser Haus der Weisheit nicht errichten. Wie aber können wir in Gottes Augen rein werden? Der Apostel Paulus gibt uns die Antwort: "Ich elender Mensch! Wer wird mich erlösen von diesem todverfallenen Leibe? Dank sei Gott durch Jesus Christus, unsern Herrn. So diene ich nun mit dem Gemüt dem Gesetz Gottes, aber mit dem Fleisch dem Gesetz der Sünde" (Römer 7, 24-25). 

Nur dadurch, dass Jesus Christus durch die Kraft des heiligen Geistes Gottes in uns innewohnt, können wir vom Vater angenommen werden. Es geht nicht darum, dass wir lediglich "das Opfer Christi an unserer Statt annehmen"; wir müssen vielmehr mit dem Geschenk arbeiten, dass Gott uns gegeben hat – dem heiligen Geist – damit unser Sinn rein wird und die Sünde aus unserem Leben entfernt wird. Wenn unsere fleischlich gesinnte, menschliche Natur durch Gottes gerechten Charakter ersetzt wird, beginnt Gottes eigene Reinheit, in unserem Leben in Erscheinung zu treten. "Darum kennt uns die Welt nicht, denn sie kennt ihn nicht. Meine Lieben, wir sind schon Gottes Kinder; es ist aber noch nicht offenbar geworden, was wir sein werden. Wir wissen aber: wenn es offenbar wird, werden wir ihm gleich sein; denn wir werden ihn sehen, wie er ist. Und ein jeder, der solche Hoffnung auf ihn hat, der reinigt sich, wie auch jener rein ist" (1. Johannes 3, 1-3). 

Wie Jesus sagte: "Selig sind, die reinen Herzens sind, denn sie werden Gott schauen" (Matthäus 5, 8).

Säule 2: Friedfertigkeit

Paulus schrieb an Timotheus: "So ermahne ich nun, dass man vor allen Dingen tue Bitte, Gebet, Fürbitte und Danksagung für alle Menschen, für die Könige und für die Obrigkeit, damit wir ein ruhiges und stilles Leben führen können in aller Frömmigkeit und Ehrbarkeit. Dies ist gut und wohlgefällig vor Gott, unserm Heiland, welcher will, dass allen Menschen geholfen werde und sie zur Erkenntnis der Wahrheit kommen" (1. Timotheus 2, 1-4). 

Ohne die Gerechtigkeit Christi können wir keinen wirklichen Frieden erreichen. Wir verlieren an Frieden, wenn wir aus selbstgerechtem Stolz darauf bestehen, dass die Dinge nach unserem Willen laufen sollen. "Woher kommt der Kampf unter euch, woher der Streit? Kommt's nicht daher, dass in euren Gliedern die Gelüste gegeneinander streiten? Ihr seid begierig und erlangt's nicht; ihr mordet und neidet und gewinnt nichts; ihr streitet und kämpft und habt nichts, weil ihr nicht bittet; ihr bittet und empfangt nichts, weil ihr in übler Absicht bittet, nämlich, damit ihr's für eure Gelüste vergeuden könnt. Ihr Abtrünnigen, wisst ihr nicht, dass Freundschaft mit der Welt Feindschaft mit Gott ist? Wer der Welt Freund sein will, der wird Gottes Feind sein. Oder meint ihr, die Schrift sage umsonst: Mit Eifer wacht Gott über den Geist, den er in uns hat wohnen lassen, und gibt umso reichlicher Gnade? Darum heißt es: ‚Gott widersteht den Hochmütigen, aber den Demütigen gibt er Gnade'" (Jakobus 4, 1-6). 

Wo nach Macht, Positionen und Vergnügungen gestrebt wird, da findet sich Hochmut – und dort ist kein Friede. Wir können unser Haus der Weisheit nicht mit Hochmut und einer streitsüchtigen Einstellung aufbauen. Vielmehr müssen wir einander lieben und uns gegenüber den Menschen in unserer Umgebung demütig zeigen. Der Apostel Paulus erklärte Titus, wie man Frieden erlangen und bewahren kann. "Erinnere sie daran, dass sie der Gewalt der Obrigkeit untertan und gehorsam seien, zu allen guten Werken bereit, niemanden verleumden, nicht streiten, gütig seien, alle Sanftmut beweisen gegen alle Menschen" (Titus 3, 1-2). 

Wir sollten es Gott erlauben, dass er die Kämpfe für uns kämpft, die die Welt uns aufzwängt. Wenn wir in einer fleischlich gesinnten Einstellung der menschlichen Natur zu Streit und Zwietracht neigen – wenn wir ständig darauf aus sind, von den Problemen anderer Menschen zu hören und diese dann herabwürdigen, damit wir uns im Vergleich besser fühlen können –, so werden wir keinen Frieden finden. "Von törichten Fragen aber, von Geschlechtsregistern, von Zank und Streit über das Gesetz halte dich fern; denn sie sind unnütz und nichtig. Einen ketzerischen Menschen meide, wenn er einmal und noch einmal ermahnt ist, und wisse, dass ein solcher ganz verkehrt ist und sündigt und sich damit selbst das Urteil spricht" (Verse 9-11). 

Manche erreichen Frieden, nachdem sie den harten Weg der Zurechtweisung gegangen sind. "Jede Züchtigung aber, wenn sie da ist, scheint uns nicht Freude, sondern Leid zu sein; danach aber bringt sie als Frucht denen, die dadurch geübt sind, Frieden und Gerechtigkeit" (Hebräer 12, 11). 

Wie Christus uns lehrte: "Glückselig die Friedensstifter, denn sie werden Söhne Gottes heißen" (Matthäus 5, 9; rev. Elberfelder Übersetzung).

Säule 3: Sanftmut

Gott liebt die Menschen, die einen belehrbaren, sanftmütigen und gütigen Geist haben. "Eure Güte lasst kund sein allen Menschen! Der Herr ist nahe! Sorgt euch um nichts, sondern in allen Dingen, lasst eure Bitten in Gebet und Flehen mit Danksagung vor Gott kund werden! Und der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, bewahre eure Herzen und Sinne in Christus Jesus" (Philipper 4, 5-7). 

Oftmals schätzen wir Frauen als von Natur aus sanftmütiger ein als Männer – eine Eigenschaft, die ihnen hilft, die Familie zusammenzuhalten. Aber die Bibel zeigt uns, dass Gott auch bei Männern Güte schätzt – und dass ein gütiger Mann kein "Weichling" ist. Eine sanftmütige Person ist weder schüchtern noch ängstlich. Sanftmut ist vor allem eine Demut gegenüber Gott. Dies ist eine Eigenschaft echter Güte. Obwohl Mose eine starke Führungspersönlichkeit war, war er auch demütig: "Aber Mose war ein sehr demütiger Mensch, mehr als alle Menschen auf Erden" (4. Mose 12, 3). 

Christus selbst wird ebenfalls als demütig beschrieben: "Kommt her zu mir, alle, die ihr mühselig und beladen seid; ich will euch erquicken. Nehmt auf mein Joch und lernt von mir; denn ich bin sanftmütig und von Herzen demütig; so werdet ihr Ruhe finden für eure Seelen" (Matthäus 11, 28-29). Ja, die Bibel zeigt uns, dass der Sohn Gottes – derselbe Jesus, der die Geldwechsler aus dem Tempel vertrieben hat und der Augen wie eine Feuerflamme hat (Offenbarung 1, 14) – sanftmütig ist. Er ist unser Vorbild. 

Geduld ist eine oft übersehene Eigenschaft von Sanftmut. Ein ungeduldiger Mensch ist in der Regel nicht sanftmütig und demütig, wenn es darum geht, Prüfungen zu ertragen. Beachten Sie, was Paulus schrieb: "So ermahne ich euch nun, ich, der Gefangene in dem Herrn, dass ihr der Berufung würdig lebt, mit der ihr berufen seid, in aller Demut und Sanftmut, in Geduld. Ertragt einer den andern in Liebe und seid darauf bedacht, zu wahren die Einigkeit im Geist durch das Band des Friedens: ein Leib und ein Geist, wie ihr auch berufen seid zu einer Hoffnung eurer Berufung; ein Herr, ein Glaube, eine Taufe; ein Gott und Vater aller, der da ist über allen und durch alle und in allen" (Epheser 4, 1-6). Ein Haus der Weisheit ist nicht vollendet ohne die Säule der Sanftmut. Erinnern Sie sich an die Worte Christi: "Selig sind die Sanftmütigen; denn sie werden das Erdreich besitzen" (Matthäus 5, 5).

Säule 4: Bereitschaft zur Unterordnung

Kein Haus, das in sich zerstritten ist, kann bestehen. Unser Haus der Weisheit wird nicht überleben, wenn diejenigen, die darin wohnen, nicht miteinander auskommen können. Paulus erklärte die Einstellung, die weise Christen gegenüber einander besitzen sollten: "Darum werdet nicht unverständig, sondern versteht, was der Wille des Herrn ist... Ordnet euch einander unter in der Furcht Christi" (Epheser 5, 17-21). 

In der heutigen Gesellschaft gibt es in vielen Haushalten Unruhen, weil Männer und Frauen ohne ein richtiges Vorbild aufgewachsen sind, wie Ehepartner zusammenarbeiten und sich einander gemäß biblischen Prinzipien unterordnen sollten. Wie sollten sie sich verhalten? "Ihr Frauen, ordnet euch euren Männern unter wie dem Herrn. Denn der Mann ist das Haupt der Frau, wie auch Christus das Haupt der Gemeinde ist, die er als seinen Leib erlöst hat. Aber wie nun die Gemeinde sich Christus unterordnet, so sollen sich auch die Frauen ihren Männern unterordnen in allen Dingen" (Epheser 5, 22-24). 

Allzu viele Männer missbrauchen die oben zitierte Schriftstelle als Lizenz zur emotionalen – oder sogar körperlichen – Misshandlung ihrer Ehefrauen. Ein Christ darf so etwas nicht tun; er hat eine Verpflichtung, zuhause ein liebevolles Umfeld zu schaffen, das Frieden und Zusammenarbeit fördert und den gegenseitigen Respekt der Familienmitglieder stärkt. "Ihr Männer, liebt eure Frauen, wie auch Christus die Gemeinde geliebt hat und hat sich selbst für sie dahingegeben... So sollen auch die Männer ihre Frauen lieben wie ihren eigenen Leib. Wer seine Frau liebt, der liebt sich selbst. Denn niemand hat je sein eigenes Fleisch gehasst; sondern er nährt und pflegt es, wie auch Christus die Gemeinde" (Verse 25-29). Das Vorbild eines friedlichen, fröhlichen Zuhauses, wo Familienmitglieder sich einander unterordnen und jeweiligen Rollen und Verantwortungen respektieren, sollte zum Grundbaustein der Gesellschaft werden. Christen sollten ebenso die Gesetze von Menschen befolgen, solange diese nicht im Widerspruch zu Gottes Gesetzen stehen. Wir müssen Amtspersonen und Autoritäten gegenüber Respekt erweisen (und sollen sogar für sie beten!). "Seid untertan aller menschlichen Ordnung um des Herrn willen, es sei dem König als dem Obersten oder den Statthaltern als denen, die von ihm gesandt sind zur Bestrafung der Übeltäter und zum Lob derer, die Gutes tun. Denn das ist der Wille Gottes, dass ihr mit guten Taten den unwissenden und törichten Menschen das Maul stopft – als die Freien, und nicht als hättet ihr die Freiheit zum Deckmantel der Bosheit, sondern als die Knechte Gottes. Ehrt jedermann, habt die Brüder lieb, fürchtet Gott, ehrt den König" (1. Petrus 2, 13-17). 

Gott legt großen Wert auf unsere Bereitschaft zur Unterordnung. Dabei sollen wir aber keine Kompromisse mit Bosheit eingehen oder der Sünde nachgeben. Gott verspricht, uns die Gnade und Stärke zu geben, dass wir seine Gesetze einhalten und die Früchte dieses Gehorsams in unserem Leben hervorbringen können. Der Apostel Jakobus erklärte: "...und [Gott] gibt umso reichlicher Gnade. Gott widersteht den Hochmütigen, aber den Demütigen gibt er Gnade. So seid nun Gott untertan. Widersteht dem Teufel, so flieht er von euch... Demütigt euch vor dem Herrn, so wird er euch erhöhen" (Jakobus 4, 6-10). Sich eine demütige Einstellung zu bewahren, mit der man bereit ist, sich unterzuordnen, ist eine Voraussetzung für das Heil. 

Wie Christus sagte: "Glückselig die Armen im Geist [Demütigen], denn ihrer ist das Reich der Himmel" (Matthäus 5, 3; rev. Elberfelder Übersetzung).

Säule 5: Barmherzigkeit und gute Werke

Gott erweist erstaunliche Barmherzigkeit und Geduld im Umgang mit seinen vom Geist gezeugten Kindern. "Herr, Herr, Gott, barmherzig und gnädig und geduldig und von großer Gnade und Treue, der da Tausenden Gnade bewahrt und vergibt Missetat, Übertretung und Sünde, aber ungestraft lässt er niemand, sondern sucht die Missetat der Väter heim an Kindern und Kindeskindern bis ins dritte und vierte Glied" (2. Mose 34, 6-7). 

Nein, durch seine Gnade ermutigt Gott keine Reuelosen, in ihrer Sünde zu verharren! Er greift in ihr Leben ein und in das Leben ihrer Kinder, mit dem Wunsch, dass sie zur Reue finden. Doch da er oftmals geduldig ausharrt, bevor er das endgültige Gericht über ein böses Tun bringt, ziehen ungeduldige Menschen manchmal die falschen Schlussfolgerungen: "Weil das Urteil über böses Tun nicht sogleich ergeht, wird das Herz der Menschen voll Begier, Böses zu tun. Wenn ein Sünder auch hundertmal Böses tut und lange lebt, so weiß ich doch, dass es wohlgehen wird denen, die Gott fürchten, die sein Angesicht scheuen. Aber dem Gottlosen wird es nicht wohlgehen, und wie ein Schatten werden nicht lange leben, die sich vor Gott nicht fürchten" (Prediger 8, 11-13). Früher oder später werden diejenigen, die in Sünde leben, ihre Strafe bezahlen müssen. 

Wir müssen gegenüber allen Menschen Nächstenliebe erweisen, ob sie das, was wir als ihre Sünden ansehen, bereut haben, oder nicht. Es ist wichtig, sich in Erinnerung zu rufen, dass es Gottes Angelegenheit ist – nicht unsere – wann und wie er sich um einen Sünder kümmert. "Rächt euch nicht selbst, meine Lieben, sondern gebt Raum dem Zorn Gottes; denn es steht geschrieben: ‚Die Rache ist mein; ich will vergelten, spricht der Herr'" (Römer 12, 19). 

Beachten Sie, was Christus lehrte, wie unsere Einstellung zur Vergebung sein sollte: "Hütet euch! Wenn dein Bruder sündigt, so weise ihn zurecht; und wenn er es bereut, vergib ihm. Und wenn er siebenmal am Tag an dir sündigen würde und siebenmal wieder zu dir käme und spräche: ‚Es reut mich!', so sollst du ihm vergeben" (Lukas 17, 3-4). 

Wenn jemand Sie um Vergebung bittet und Sie vergeben dieser Person nicht, laufen Sie Gefahr, selbst die Vergebung Gottes zu verlieren. "Redet so und handelt so wie Leute, die durchs Gesetz der Freiheit gerichtet werden sollen. Denn es wird ein unbarmherziges Gericht über den ergehen, der nicht Barmherzigkeit getan hat; Barmherzigkeit aber triumphiert über das Gericht" (Jakobus 2, 12-13). Wenn wir von Gott Barmherzigkeit empfangen wollen, müssen wir bereit sein, diese auch an denen zu erweisen, mit denen wir Umgang haben. Und unsere guten Werke sollten sogar diejenigen mit einschließen, die sich selbst als unsere Feinde betrachten (Matthäus 5, 43-48). 

Christus erinnerte uns: "Selig sind die Barmherzigen, denn sie werden Barmherzigkeit erlangen" (Matthäus 5, 7).

Säule 6: Unparteilichkeit

Waren Sie jemals geneigt, Ihre Zeit eher mit wohlhabenderen Glaubensgeschwistern zu verbringen, als mit einer bedürftigen Witwe oder einer armen Familie? Meiden Sie arme Menschen, weil Sie sich gerne mit Reichtum umgeben – oder meiden Sie reiche Menschen, weil sie auf deren Reichtum und Erfolg neidisch sind? 

Wie ist Gottes Einstellung im Bezug auf Begünstigung einzelner Personen? "Gott steht in der Gottesversammlung, inmitten der Götter richtet er. Bis wann wollt ihr ungerecht richten und die Gottlosen begünstigen? Schafft Recht dem Geringen und der Waise, dem Elenden und dem Bedürftigen lasst Gerechtigkeit widerfahren! Rettet den Geringen und den Armen, entreißt ihn der Hand der Gottlosen" (Psalm 82, 1-4; rev. Elberfelder Übersetzung). 

Gott bezeichnet es als Sünde, wenn wir die Möglichkeit haben, Gutes zu tun, es aber nicht tun (Jakobus 4, 17). Gott ist unparteiisch und richtet alle gleichermaßen nach seinem Gesetz, ob wir es verstehen oder nicht. "Trübsal und Angst über alle Seelen der Menschen, die Böses tun, zuerst der Juden und ebenso der Griechen; Herrlichkeit und Ehre und Frieden allen denen, die Gutes tun, zuerst den Juden und ebenso den Griechen. Denn es ist kein Ansehen der Person vor Gott" (Römer 2, 9-11). 

Nur allzu oft richten Menschen nach der äußeren Erscheinung und bevorzugen diejenigen, die nach außen hin erfolgreich wirken. Gott schaut jedoch auf unsere Einstellung und unser Herz: "Liebe Brüder, haltet den Glauben an Jesus Christus, unsern Herrn der Herrlichkeit, frei von allem Ansehen der Person. Denn wenn in eure Versammlung ein Mann käme mit einem goldenen Ring und in herrlicher Kleidung, es käme aber auch ein Armer in unsauberer Kleidung und ihr sähet auf den, der herrlich gekleidet ist, und sprächet zu ihm: Setze du dich hierher auf den guten Platz! und sprächet zu dem Armen: Stell du dich dorthin! oder: Setze dich unten zu meinen Füßen!, ist's recht, dass ihr solche Unterschiede bei euch macht und urteilt mit bösen Gedanken?" (Jakobus 2, 1-4). 

Unser Schöpfer kann unsere Beweggründe erkennen und richtet nach gerechten Maßstäben. "Aber der Herr sprach zu Samuel: Sieh nicht an sein Aussehen und seinen hohen Wuchs; ich habe ihn verworfen. Denn nicht sieht der Herr auf das, worauf ein Mensch sieht. Ein Mensch sieht, was vor Augen ist; der Herr aber sieht das Herz an" (1. Samuel 16, 7). 

Wenn wir darauf bedacht sind, Gottes Gerechtigkeit – nicht eigene Interessen – zum Leitfaden für unser Leben zu machen, so sollten wir Christi Ermahnung beachten: "Selig sind, die da hungert und dürstet nach der Gerechtigkeit; denn sie sollen satt werden" (Matthäus 5, 6).

Säule 7: Ablegen von Heuchelei

Der Apostel Paulus erfasste durch Gottes Eingebung die Gefahr von Heuchelei. Er schrieb: "Der Geist aber sagt deutlich, dass in den letzten Zeiten einige von dem Glauben abfallen werden und verführerischen Geistern und teuflischen Lehren anhangen, verleitet durch Heuchelei der Lügenredner, die ein Brandmal in ihrem Gewissen haben" (1. Timotheus 4, 1-2). Paulus warnte, dass in unseren Tagen (der "letzten Zeit") einige Lehren von Dämonen lehren werden. Diese werden sogar bewusst Lügen verbreiten, doch ihr gebrandmarktes Gewissen wird sich davon nicht stören lassen. Was bedeutet es, dass sie ihre Lügen in "Heuchelei" reden? Es bedeutet, dass sie etwas erklären, aber etwas anderes tun oder wissen. Diejenigen, die von sich behaupten, in der Nachfolge Christi zu stehen, dürfen andere nicht über ihre Gedanken und Taten täuschen. Der Apostel Petrus mahnte: "So legt nun ab alle Bosheit und allen Betrug und Heuchelei und Neid und alle üble Nachrede und seid begierig nach der vernünftigen, lauteren Milch wie die neugeborenen Kindlein, damit ihr durch sie zunehmt zu eurem Heil, da ihr ja geschmeckt habt, dass der Herr freundlich ist" (1. Petrus 2, 1-3). 

Die Taten eines Heuchlers passen nicht zu seinen Worten. Christen kennen die richtigen Worte – Gott hat sie uns in der Bibel gegeben. Aber was sollten wir tun, wenn unser eigenes Leben nicht im völligen Einklang mit dem Maßstab steht, den Gott vorgegeben hat? 

Bedeutet dies dann, dass "Heuchelei ablegen" heißt, dass wir, wenn wir die Wahrheit kennen, sie aber nicht vollkommen praktizieren, auch nicht die volle Wahrheit verkünden sollten? Sollten wir vielleicht die klaren Lehren der Bibel "verwässern", weil wir in manchen Bereichen unseres Lebens den von Gottes Wort vorgegebenen Standard nicht erfüllen? 

Natürlich nicht! Wie viele von uns mussten unsere Kinder belehren, sich an gewisse Standards zu halten, die wir selbst nicht erreicht haben? Weil es Gottes Standards sind – nicht unsere – können wir keine Kompromisse eingehen, doch unsere ehrliche und demütige Selbsteinschätzung sollte uns helfen, gnädig mit denen umzugehen, die um uns herum sind und bei denen wir beobachten, dass sie selbst nicht an diesen Standard heranreichen (Matthäus 7, 2). 

Wenn wir wirklich die Lebensweise praktizieren, die Christus lehrte, werden die Menschen erkennen, dass wir trotz unserer Unvollkommenheit gute Früchte hervorbringen – dass wir bemüht sind, ein Leben in Reinheit zu führen, Friedensstifter zu sein, uns in Sanftmut anderen Menschen unterzuordnen, Barmherzigkeit zu erweisen, unparteiisch zu sein und uns aufrichtig zu verhalten, ohne dabei zu heucheln. 

Wenn wir das tun, können wir selbst angesichts von Prüfungen, Verfolgung und Schwierigkeiten Trost in Christi Worten finden: "Seid fröhlich und getrost; es wird euch im Himmel reichlich belohnt werden" (Matthäus 5, 12).

Auf dem Felsen bauen

Um ein Haus zu erbauen, müssen wir zuerst einen Bauplatz auswählen, bevor wir überhaupt eine Schaufel oder einen Hammer in die Hand nehmen können, um mit dem Bau zu beginnen. In ähnlicher Weise müssen wir zunächst einen Ort finden, wo wir unser geistliches Haus errichten, bevor wir an dessen Aufbau gehen. Jesus Christus, der Baumeister, sagt uns, wie man diesen Ort auswählt: "Und wer diese meine Rede hört und tut sie nicht, der gleicht einem törichten Mann, der sein Haus auf Sand baute. Als nun ein Platzregen fiel und die Wasser kamen und die Winde wehten und stießen an das Haus, da fiel es ein, und sein Fall war groß" (Matthäus 7, 26-27). Unser Haus muss auf einem festen Untergrund stehen. Diejenigen, die die Wahrheit kennen, sie aber nicht lieben und nicht danach leben, werden erleben, dass ihr geistliches Gebäude weggewaschen wird, wenn die Unwetter des Lebens darauf einstürmen. Dagegen bauen diejenigen, die nach Christi Worten leben, auf einem festen Fundament. "Darum, wer diese meine Rede hört und tut sie, der gleicht einem klugen Mann, der sein Haus auf Felsen baute. Als nun ein Platzregen fiel und die Wasser kamen und die Winde wehten und stießen an das Haus, fiel es doch nicht ein; denn es war auf Fels gegründet" (Matthäus 7, 24-25). 

In diesem Gleichnis Jesu war das Haus, das nicht einstürzte, auf "dem Fels" gebaut. Ebenso muss auch unser geistliches Haus der Weisheit errichtet sein. "Ich will euch aber, liebe Brüder, nicht in Unwissenheit darüber lassen, dass unsre Väter alle unter der Wolke gewesen und alle durchs Meer gegangen sind; und alle sind auf Mose getauft worden durch die Wolke und durch das Meer und haben alle dieselbe geistliche Speise gegessen und haben alle denselben geistlichen Trunk getrunken; sie tranken nämlich von dem geistlichen Felsen, der ihnen folgte; der Fels aber war Christus" (1. Korinther 10, 1-4). 

Um ein "Haus" der Weisheit zu bauen, das auf ewig stehen bleibt, müssen wir es auf dem festen Fundament errichten, den Jesus Christus uns gegeben hat, und es muss an dem geistlichen Ort stehen, wo seine wahre Kirche heute besteht. Gott beschreibt seine Kirche selbst als "Säule". Der Apostel Paulus gab dem jungen Evangelisten Timotheus eine viel sagende Beschreibung der wahren Kirche: "Wenn ich aber erst später komme, sollst du wissen, wie man sich verhalten soll im Hause Gottes, das ist die Gemeinde des lebendigen Gottes, ein Pfeiler und eine Grundfeste der Wahrheit" (1. Timotheus 3, 15). 

Viele "Bauplätze" behaupten, auf dem Fundament Christi zu stehen. Aber welchen sollten wir auswählen? Beachten Sie Jesu Worte: "Und ich sage dir auch: Du bist Petrus [griech: petros, ein Felsstück, ein Kieselstein], und auf diesen Felsen [griech: petra, ein massiver Felsen] will ich meine Gemeinde bauen, und die Pforten der Hölle sollen sie nicht überwältigen. Ich will dir die Schlüssel des Himmelreichs geben: alles, was du auf Erden binden wirst, soll auch im Himmel gebunden sein, und alles, was du auf Erden lösen wirst, soll auch im Himmel gelöst sein" (Matthäus 16, 18-19). 

Jesus Christus sagte, er würde seine Gemeinde auf seinem eigenen, felsenfesten Fundament errichten, nicht auf dem losen Gestein von Menschen! Er versprach auch, dass Entscheidungen, die Gottes Kirche treffen würde – natürlich nur Entscheidungen im Rahmen der Gesetze Gottes und seines Willens – auch im Himmel gebunden sein würden. Er sagte, seine Gemeinde würde niemals aussterben, was bedeutet, dass sie auch heute noch irgendwo auf Erden existieren muss. 

Kennen Sie den Ort dieser Kirche? Wenn Sie diesen Artikel lesen, haben Sie schon einen Anhaltspunkt. Gott hat Ihnen die Weisheit geschenkt, seine Wahrheit zu erkennen und herauszufinden, wo diese Wahrheit gepredigt wird. Und diejenigen, denen es an Einsicht fehlt, erhalten durch den Apostel Jakobus die Verheißung Gottes: "Wenn es aber jemandem unter euch an Weisheit mangelt, so bitte er Gott, der jedermann gern gibt und niemanden schilt; so wird sie ihm gegeben werden" (Jakobus 1, 5).

Gottes Haus

Zur gleichen Zeit, wo wir uns bemühen, Weisheit in unserem Leben aufzubauen, ist Gott daran, uns aufzubauen, uns auf unsere herrliche Zukunft als vom Geist geborene Mitglieder seiner Familie vorzubereiten. "Denn wir sind Gottes Mitarbeiter; ihr seid Gottes Ackerfeld und Gottes Bau. Ich nach Gottes Gnade, die mir gegeben ist, habe den Grund gelegt als ein weiser Baumeister; ein anderer baut darauf. Ein jeder aber sehe zu, wie er darauf baut. Einen andern Grund kann niemand legen als den, der gelegt ist, welcher ist Jesus Christus. Wenn aber jemand auf den Grund baut Gold, Silber, Edelsteine, Holz, Heu, Stroh, so wird das Werk eines jeden offenbar werden. Der Tag des Gerichts wird's klar machen; denn mit Feuer wird er sich offenbaren. Und von welcher Art eines jeden Werk ist, wird das Feuer erweisen. Wird jemandes Werk bleiben, das er darauf gebaut hat, so wird er Lohn empfangen. Wird aber jemandes Werk verbrennen, so wird er Schaden leiden; er selbst aber wird gerettet werden, doch so wie durchs Feuer hindurch" (1. Korinther 3, 9-15). 

Unser geistliches Haus muss von dem Fundament des Felsens getragen werden – Jesus Christus. Auf diesem Fundament müssen wir die sieben Säulen der Weisheit errichten, während wir in der Gnade und Erkenntnis unseres Herrn und Heilands Jesus Christus wachsen (2. Petrus 3, 18). Unser Haus der Weisheit wird von einem zentralen Pfeiler getragen – dem Pfeiler und der Grundfeste der Wahrheit – der Kirche Gottes. 

Doch gleichzeitig ist noch eine andere Konstruktion im Bau. Während wir wachsen und auf dem Fundament Jesu Christi aufbauen, gestützt von den Pfeilern seiner Gemeinde, können wir selbst auch zu Pfeilern werden. Gott bearbeitet und formt Christen mit einer Einstellung der Gemeinde von Philadelphia, dass sie zu mächtigen Pfeilern im Reich Gottes werden. "Wer überwindet, den will ich machen zum Pfeiler in dem Tempel meines Gottes, und er soll nicht mehr hinausgehen, und ich will auf ihn schreiben den Namen meines Gottes und den Namen des neuen Jerusalem, der Stadt meines Gottes, die vom Himmel herniederkommt von meinem Gott, und meinem Namen, dem neuen. Wer Ohren hat, der höre, was der Geist den Gemeinden sagt" (Offenbarung 3, 12-13).


SSW, Juli 2008
© 2008 Living Church of God
Alle Rechte vorbehalten.

Englischer Titel:  Seven Pillars of Wisdom
Diese Broschüre darf nicht verkauft werden!
Sie wird von der Living Church of God kostenlos der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt.

Biblische Verweise und Zitate sind, soweit nicht anders angegeben,
der revidierten Lutherbibel 1984 entnommen.
© 1985 Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart