Vielen aufrichtigen Christen wurde gesagt, dass die Gesetze Gottes im Alten Testament – über den Sabbat, die heiligen Tage, reines und unreines Essen und die Gabe des Zehnten – abgeschafft wurden und für neutestamentliche Christen nicht mehr relevant sind. Angeblich seien diese Gesetze durch das Opfer Jesu Christi „ans Kreuz genagelt" worden.


Leuten, die sich zum Christentum bekennen, wird erzählt, dass sie nicht mehr "unter dem Joch" des Alten Bundes und seiner "veralteten Gesetze" stehen, die Mose aufgezeichnet hat, sondern dass sie unter einem Neuen Bund leben, nach dem sie die Freiheit hätten, Gott auf jede ihnen gefällige Art zu verehren. 

Für gewöhnlich werden dann Worte des Apostels Paulus zitiert, um diese Lehre zu untermauern: Römer 6, 14 – dass wir nicht länger unter dem Gesetz sind, sondern unter der Gnade; Kolosser 2, 14 – dass Jesus den Schuldbrief getilgt hat, der mit seinen Forderungen gegen uns war; Galater 3, 13 – dass Christus uns erlöst hat vom Fluch des Gesetzes; und Galater 3, 24-25 – dass das Gesetz unser Zuchtmeister gewesen ist auf Christus hin und wir nun nicht mehr unter dem Zuchtmeister stehen. 

Zu dem Schluss zu kommen, dass diese Schriftstellen "das Gesetz abschaffen," mag jemandem logisch erscheinen, der nicht die gesamte Bibel sorgfältig liest und der den heiligen Geist nicht hat. Aber lehren diese Schriftstellenwirklich, dass das Gesetz abgeschafft ist? Oder ist dies eine falsche Lehre und Bestandteil der subtilen Absicht des Satans, die sich zum Christentum bekennende Welt zu täuschen? Wir müssen verstehen, was die Bibel über dieses wichtige Thema offenbart, weil gerade dieses Thema den Leib Christi schon immer gespalten hat. Konflikte im Bezug auf das Gesetz haben das Werk Gottes zurückgeworfen und viele Menschen verwirrt. Und ein falsches Verständnis dieses Themas könnte sogar dazu führen, dass Sie Ihr Heil und Ihren ewigen Lohn verlieren!

Neutestamentliche Warnungen

Eines der ersten Dinge, die man beachten muss, ist, dass ein falsches Verständnis isoliert betrachteter Verse in den Schriften des Apostels Paulus für manche tatsächlich den Eindruck erwecken kann, als habe Christus die Notwendigkeit des Haltens der Gesetze Gottes beendet. Doch der Apostel Petrus warnte eindeutig, dass in den Briefen von Paulus "einige Dinge schwer zu verstehen sind, welche die Unwissenden und Leichtfertigen verdrehen, wie auch die anderen Schriften, zu ihrer eigenen Verdammnis" (2. Petrus 3, 16). Zu Beginn seines Wirkens warnte Jesus vor falschen Lehrern, die wie Wölfe im Schafspelz kommen (vorgeben, Christen zu sein) und dann Menschen in die Irre führen (Matthäus 7, 15-20). Und zum Ende seines irdischen Wirkens gab Jesus noch einmal eine prophetische Warnung: "Seht zu, dass euch nicht jemand verführe. Denn es werden viele kommen in meinem Namen [vorgeben, christliche Lehrer zu sein] ... und sie werden viele verführen" (Matthäus 24, 3-5). 

Paulus warnte ebenfalls, dass falsche Lehrer sogar innerhalb der Kirche auftreten würden, die die Jünger von der Wahrheit abbringen (Apostelgeschichte 20, 29-31). Er sagte insbesondere, dass "in den letzten Tagen" viele einem falschen Christentum nachfolgen würden, wobei sie "den Schein der Frömmigkeit [haben], aber deren Kraft verleugnen sie" (2. Timotheus 3, 1-5). Wir verleugnen die Kraft der biblischen Religion, wenn wir ignorieren oder durch trickreiche Argumente beiseite schaffen, was die Bibel eindeutig lehrt! Das ist der Grund, weshalb Paulus die Gemeinde in Thessalonich ermahnte: "Prüft aber alles, und das Gute behaltet" (1. Thessalonicher 5, 21). Und Lukas berichtet von dem Beispiel der Beröer: "[Diese] forschten täglich in der Schrift, ob sich's so verhielte" (Apostelgeschichte 17, 10-12). Der wahre Test für eine wahre Lehre ist deren Übereinstimmung mit allen Schriftstellen zu dem betreffenden Thema – nicht nur mit einigen wenigen, die aus dem Textzusammenhang gerissen wurden! Um zu verstehen, ob Jesus das Gesetz Gottes im Bezug auf den Sabbat, die heiligen Tage und ähnliche Themen abgeschafft hat, oder nicht, müssen wir einen Schritt zurückgehen und nicht nur ein paar Verse ohne ihren Zusammenhang lesen, sondern das Gesamtbild betrachten, wie es sich uns im Alten und in Neuen Testament darstellt.

Ein Gesetz vor Sinai?

Heute sind viele der irrigen Annahme verfallen, dass die Gesetze, die Mose aufgezeichnet hat, nur ein Teil des Alten Bundes (zwischen Gott und dem Israel des Altertums) gewesen seien, der mit dem Tod Christi beendet war, und dass sie deshalb für Christen, die unter einem Neuen Bund leben, keine Anwendung mehr finden. Doch die Bibel zeichnet ein völlig anderes Bild! Das Neue Testament erklärt: "Durch einen Menschen (Adam) [ist] die Sünde in die Welt gekommen" (Römer 5, 12). Sünde ist die Übertretung der Gesetze Gottes (1. Johannes 3, 4; Schlachter-Übersetzung). Ohne Gesetze Gottes gäbe es keine Sünde (Römer 4, 15). Adam und Eva sündigten, indem sie die Gesetze Gottes brachen. Sie entehrten ihren Vater (Gott) und hatten einen anderen Gott neben ihm, als sie auf den Satan hörten. Sie begehrten auch und stahlen, was Gott ihnen verboten hatte, und dann gaben sie ein falsches Zeugnis, um ihre Schuld zu verdecken, anstatt zuzugeben, dass sie einen Fehler gemacht hatten. Bevor er seinen Bruder ermordete, wurde Kain gewarnt, dass es zu Sünde (der Übertretung eines Gesetzes Gottes) führt, wenn er sich seinem Zorn hingibt (1. Mose 4, 6-8). Die Bibel zeigt also klar, dass die Gesetze Gottes seit Anbeginn der Schöpfung in Kraft waren – Tausende von Jahren, bevor unter Mose die Zehn Gebote aufgeschrieben wurden. 

Noah wird ein "Prediger der Gerechtigkeit" genannt (2. Petrus 2, 5) und die Bibel definiert Gerechtigkeit als "alle deine Gebote sind gerecht" (Psalm 119, 172). – Die einzig logische Schlussfolgerung ist, dass Noah den Gehorsam gegenüber den Geboten Gottes gepredigt hat! Manche, die abstreiten wollen, dass wir den Geboten gehorchen müssen, haben angeführt, dass Mose andere als die in der Bibel erwähnten Gebote gepredigt hat. Doch in 1. Mose sehen wir, dass Abraham und Jakob den Zehnten gegeben haben (1. Mose 14, 18-20; 28, 22), obwohl das Zehntensystem erst später in den mosaischen Schriften erklärt wurde (siehe 5. Mose 14, 22-28). Sodom und Gomorra wurden wegen Sünden zerstört, die sexuelle Perversionen beinhalteten (1. Mose 19, 1-13), obwohl Homosexualität erst in 3. Mose 18, 22 eine Sünde genannt wird (siehe auch Römer 1, 24-27). Ehebruch wird als eine "große Sünde" bezeichnet (1. Mose 20, 1-12), bevor er als eines der Zehn Gebote aufgeführt wird. Die Bibel offenbart, dass Abraham gesegnet wurde ", weil Abraham meiner Stimme gehorsam gewesen ist und gehalten hat meine Rechte [Anweisungen], meine Gebote, meine Weisungen und mein Gesetz" (1. Mose 26, 5), doch diese Gebote, Weisungen und Gesetze wurden nicht aufgezeichnet, bis Mose dies tat (siehe 2. Mose 20 – 23) und sie auch zu einem Bestandteil des Bundes zwischen Gott und der Nation Israel wurden. 

Als Gott bei der Schöpfung das Wissen über den Sabbat offenbarte, heiligte er den siebten Tag (sonderte ihn ab und machte ihn heilig) und ruhte um zu zeigen, wie wir den Sabbat einhalten sollten (1. Mose 2, 1-3). Vielen aufrichtigen Christen wurde erzählt, dass wir Gott an jedem beliebigen Tag verehren können, oder dass die Tradition der Kirche den Sonntag als Tag der Verehrung Gottes festgesetzt habe. Doch die Bibel billigt nirgends ein solches Vorgehen! Die Israeliten erhielten Anweisungen für das richtige Einhalten des Passahs und der Tage der ungesäuerten Brote – einschließlich des Sabbats – noch bevor der Alte Bund geschlossen wurde (siehe 2. Mose 12; 16, 23-26). Als die Israeliten es versäumten, diesen Anweisungen für die Einhaltung des Sabbats nachzukommen, fragte Gott: "Wie lange weigert ihr euch, meine Gebote und Weisungen zu halten?" (2. Mose 16, 28). Auch dies zeigt eindeutig, dass die Gesetze Gottes – einschließlich des Sabbats und der heiligen Tage – schon vor dem Alten Bund in Kraft waren. Mit dem Ende des Alten Bundes kam also nicht das Ende der Notwendigkeit, die Gesetze Gottes einzuhalten, die schon in Kraft waren, bevor dieser Alte Bund geschlossen wurde!

Der Alte Bund

Ein subtiles Argument unterstellt zu Unrecht: Da der Alte Bund und die Schriften des Mose Hunderte von Gesetzen enthalten, müsse jemand, der an die Einhaltung des Sabbats, der heiligen Tage, des Zehntensystems und der Vorschriften über reines und unreines Fleisch glaubt, auch alles andere einhalten, das Teil des Alten Bundes war. Es wird behauptet, dass jede Einschränkung dann einer willkürlichen Auswahl der einzuhaltenden Gesetze gleichkomme. Ein solches Argument zeugt aber nur von Unkenntnis des Alten Bundes und der wahren Bedeutung der Schriften, die die bekennenden christlichen Kirchen über die Jahrhunderte begleitet haben. 

Der Alte Bund war eine formale Übereinkunft zwischen Gott und der altertümlichen Nation Israel. Diese enthielt Verheißungen physischer Segnungen und einer herausragenden Stellung Israels, falls die Israeliten Gottes Gesetze einhalten würden und somit ein Vorbild für die ganze Welt wären (siehe 2. Mose 19, 5-6; 5. Mose 4, 1-10). Der Alte Bund enthielt keine geistlichen Verheißungen ewigen Lebens oder des Empfangs des heiligen Geistes, enthielt aberWarnungen vor Züchtigung für Ungehorsam. Diese Übereinkunft umfasste den Gehorsam gegenüber drei Arten von Gesetzen: Den Zehn Geboten (2. Mose 20), den Statuten, Rechtsordnungen und Weisungen (2. Mose 21 – 23) und dem Zeremonialgesetz (siehe 2. Mose 25 – 40). Diese grundlegende Unterscheidung ist von wesentlicher Bedeutung für das Verständnis, welche Praktiken nach der Schließung des Neuen Bundes nicht mehr verlangt waren. 

Die Zehn Gebote sind das Herzstück der Gesetze Gottes. Die ersten vier Gebote (einschließlich des Sabbatgebots) erklären, wie man Gott liebt (5. Mose 6, 5) und die letzten sechs Gebote erklären, wie Gott will, dass wir unsere Nächstenliebe ausdrücken (3. Mose 19, 18). Diese Gebote sind seit Anbeginn der Schöpfung in Kraft und werden es auch in alle Ewigkeit sein, weil sich die Natur Gottes nicht ändert (Maleachi 3, 6). Die Statuten und Rechtsprechungen zeigen, wie die Zehn Gebote (Gottes Gesetze seiner Liebe) auf bestimmte Situationen angewendet werden können. Viele dieser Prinzipien finden sich in den heutigen bürgerlichen Gesetzen von Nationen auf der ganzen Welt (siehe 2. Mose 21). Die biblischen Gesetze wurden zum Wohl der gesamten Menschheit erlassen, und man kann sogar heute noch ins Gefängnis kommen, wenn man gegen manche davon verstößt! Diese Gesetze sind ein Segen – sogar in der bürgerlichen Gesellschaft – kein "Fluch." 

Das Zeremonialgesetz ist eine völlig andere Sache. Die Bibel zeigt, dass die Gesetze im Bezug auf Tieropfer und Brandopfer ursprünglich nicht Teil des Alten Bundes waren (Jeremia 7, 21-23). Diese Gesetze wurden später hinzugefügt "um der Sünde willen" (Galater 3, 19). Paulus kann hier nicht von den Zehn Geboten gesprochen haben, die das Fundament des Alten Bundes bildeten und seit Beginn der Schöpfung in Kraft waren. Selbst die mosaischen Schriften weisen darauf hin, dass die rituellen Opferungen und Tieropfer nicht stattfanden bis die Stiftshütte eingeweiht wurde – ein Jahr nachdem der Alte Bund am Sinai geschlossen worden war (2. Mose 40, 17.29). Die Bibel zeigt klar, dass die Zeremonialgesetze ein Zusatz zum Alten Bund und – wie wir noch sehen werden – zeitlich befristet waren. Nur diese wurden durch den Tod Jesu für beendet erklärt.

Eine Frage des Textzusammenhangs

Kritiker haben gefragt: "Wenn Gesetze ‚auf ewig' eingesetzt wurden – einschließlich der Ritualgesetze –, wie können dann solche Gesetze zeitlich begrenzt sein? Die Antwort liegt im richtigen Verständnis dessen, was der Begriff "ewig" im jeweiligen biblischen Zusammenhang heißt. Die Bibel gebietet, dass der Sabbat und die heiligen Tage als "ewige Ordnung" eingehalten werden sollen (2. Mose 31, 17; 3. Mose 23, 41). Wenn wir sehen, dass Christus, die Apostel und die frühe Kirche diese Tage eingehalten haben, und dass diese Praktiken auch im Reich Gottes fortgeführt werden (Jesaja 66, 22-23; Sacharja 14, 16-19), dann sollte es offensichtlich sein, dass "ewig" in diesem Zusammenhang "für alle Ewigkeit" heißt. Wenn wir lesen, dass die Priesterschaft der Nachkommen Aarons "nach ewiger Ordnung" besteht (2. Mose 29, 9), dass Priester besondere Kleidung nach einer "ewigen Ordnung" tragen sollen (2. Mose 28, 42-43) und als eine "ewige Ordnung" einen Leuchter in der Stiftshütte brennen lassen sollen (2. Mose 27, 21), dann ist das Wort "ewig" hier in einem anderen Zusammenhang gebraucht. Die Stiftshütte und der Tempel existieren nicht mehr, es gibt also keinen Leuchter mehr, der am Brennen gehalten werden kann! Die Bibel offenbart, dass sich das Priestertum verändert hat (Hebräer 7, 12), also finden die Anweisungen für deren Bekleidung keine Anwendung mehr. Gesetze, die einem Sklaven erlaubten, zu entscheiden, seinem Herrn "für immer" zu dienen, können auch nur andauern, so lange der Sklave oder sein Herr am Leben bleiben – was offenkundig nicht für immer ist! Diese einfachen Beobachtungen zeigen auf, was im Bezug auf den Alten Bund von Dauer ist, und was für eine begrenzte Zeit gedacht war. Die grundlegenden Aspekte des geistlichen Gesetzes Gottes ändern sich nie. Die Zeremonialgesetze hingegen sind für Christen nicht mehr bindend.

Jesus, die Apostel und das Gesetz

Aber viele werden fragen: Wenn wir "den Herrn lieben und an Jesus glauben," müssen wir dann trotzdem den Gesetzen Gottes gehorchen? Bedauerlicherweise wurde vielen aufrichtig Gläubigen gesagt, dass das Christentum sich um Liebe dreht, nicht aber um "Regeln und Reglementierungen," was Kritiker als "Legalismus" bezeichnen! Obwohl dieses Argument für manche vernünftig klingt, sagt uns die Bibel etwas Anderes! Jesus sagte: "Ihr sollt nicht meinen, dass ich gekommen bin, das Gesetz oder die Propheten aufzulösen [abzuschaffen]; ich bin nicht gekommen, aufzulösen, sondern zu erfüllen [zur Fülle zu bringen]" (Matthäus 5, 17). Die Bibel erklärt, dass Christus kam, um "sein Gesetz herrlich und groß" zu machen [zu erweitern, zu vertiefen] (Jesaja 42, 21). Jesus lehrte, dass wir nicht nur den Buchstaben, sondern auch den Geist (die Absicht) des Gesetzes befolgen müssen (Matthäus 5, 21-30). Als er gefragt wurde, wie wir in das Reich Gottes gelangen können und er zur Antwort gab, dass wir die Gebote halten sollen, bezog er sich entsprechend dem Textzusammenhang auf die Einhaltung der Zehn Gebote (Matthäus 19, 16-20). Er setzte "den Herrn lieben" mit der Einhaltung der Gebote gleich (Johannes 14, 15) – und dennoch werden diese klaren Aussagen von vielen Menschen heute ignoriert. Jesus hatden Sabbat oder die heiligen Tage nicht abgeschafft, sondern er hat diese selbst eingehalten und seinen Jünger Anweisung gegeben, dasselbe zu tun (Lukas 4, 16; Johannes 7, 8-19). Jesus lehrte auch, dass man den Zehnten geben "sollte" (Matthäus 23, 23). Es sollte offenkundig sein, dass die verbreitete Idee – die auch viele bekennende Christen vertreten –, dass Jesus das Gesetz abgeschafft habe, eine irrtümliche Annahme ist, die von der Bibel nicht unterstützt wird. 

Viele nehmen fälschlicherweise an, dass die Apostel und die frühe Kirche allmählich erkannt hätten, dass das "mosaische Gesetz" mit dem Sabbat, den heiligen Tagen, den Vorschriften über reines und unreines Fleisch und der Gabe des Zehnten für neutestamentliche Christen nicht mehr gültig sei. Aber in der Apostelgeschichte finden wir keinen Anhaltspunkt dafür. Die Bibel zeigt nicht nur, dass Paulus den Sabbat gehalten hat (noch 20 Jahre nach Jesu Kreuzigung; siehe Apostelgeschichte 17, 1-2)), sondern dass er auch weiterhin die heiligen Tage einhielt (Apostelgeschichte 18, 21) und auch andere Christen ermahnte, dies zu tun (1. Korinther 5, 7-8). Dies steht im Einklang mit dem, was Historiker über die frühe Kirche berichten. Edward Gibbon schrieb, dass die frühe Gemeinde in Jerusalem für fast ein Jahrhundert nach dem Tod Jesu Christi "das Gesetz des Mose [einschließlich der Gabe des Zehnten] mit der Lehre Christi vereinte," bis die biblischen und apostolischen Praktiken schließlich auf Druck der aus dem Heidentum Konvertierten abgelehnt wurden (siehe The Decline and Fall of the Roman Empire [Abstieg und Fall des Römischen Reichs], Kapitel 15). 

Da die paulinischen Schriften manchmal als Beweis dafür herangezogen werden, dass die Einhaltung des Gesetzes für neutestamentliche Christen nicht vorgeschrieben sei, ist es sinnvoll, sich klar zu machen, was Paulus selbst über Gesetzesgehorsam gesagt hat. Der biblische Paulus sagte: "Vor Gott sind nicht gerecht, die das Gesetz hören, sondern die das Gesetz tun, werden gerecht sein" (Römer 2, 13). Er sagte auch, dass uns das Gesetz unterrichtet (Römer 2, 18), dass es definiert, was Sünde eigentlich ist (Römer 3, 20), dass der Glaube das Gesetz nicht aufhebt, sondern sogar noch aufrichtet (Römer 3, 31), und dass "das Gesetz heilig [ist], und das Gebot ist heilig, gerecht und gut" (Römer 7, 12). Paulus spiegelte die Lehren Jesu wider, indem er sagte, die Liebe ist "die Erfüllung des Gesetzes" – die Befolgung der Zehn Gebote (Römer 13, 8-10 – rev. Elberfelder Übersetzung; vgl. Johannes 15, 10; 1. Johannes 5, 3). Für Paulus war das Einhalten der Gebote der Weg, um ein Christ zu werden – und kein Legalismus! 

Aber was meinte Paulus, wo es den Anschein hat, dass er genau das Gegenteil gesagt hätte? Der "Schuldbrief," der "ans Kreuz geheftet" wurde (Kolosser 2, 14-15), bezieht sich nicht auf die Gesetze Gottes, sondern auf unsere Sünden. Wenn wir sündigen, laden wir eine Schuld auf uns – die Todesstrafe (Römer 6, 23). Diese Todesstrafe ist auch der "Fluch des Gesetzes" (Galater 3, 13), von dem Christi Tod uns erlöst hat. Das Gesetz Gottes kann kein Fluch sein, wenn sogar Paulus selbst gesagt hat, dass es heilig, gerecht und gut ist! Wenn Paulus geschrieben hat, dass wir "nicht unter dem Gesetz, sondern unter der Gnade" stehen (Römer 6, 14), so meinte er, dass wir, wenn wir bereut haben und begonnen haben, den Gesetzen Gottes zu gehorchen, nicht mehr unter der Todesstrafe stehen, die das Gesetz verhängt, weil wir dann eine unverdiente Vergebung (Begnadigung) erfahren haben, nach der wir aber auch nicht mehr sündigen sollen (nicht mehr die Gesetze Gottes brechen sollen – vgl. Römer 6, 15; Johannes 8, 11). Wenn Paulus sagte, dass man "durch Werke des Gesetzes nicht gerecht wird" (Galater 2, 16), so gebraucht er hier einen Begriff, der sich speziell auf rituelle Praktiken bezieht, nicht aber auf die Zehn Gebote (siehe Galater 3, 2.10 und Biblical Archaeology Review, Nov-Dez 1994). Und als Paulus sagte, "so ist das Gesetz unser Zuchtmeister gewesen auf Christus hin... . Nachdem aber der Glaube gekommen ist, sind wir nicht mehr unter dem Zuchtmeister" (Galater 3, 24-25), bezog er sich auf die zeitliche Begrenzung des ganzen Systems von Statuten, Zeremonialgesetzen, Ritualen und Blutopfern, die auf die Notwendigkeit eines Erlösers hinwiesen. Darum geht es im Brief an die Galater. Er sagte mit Sicherheit nicht, dass die grundlegenden Gesetze Gottes – die Zehn Gebote, der Sabbat, die heiligen Tage, die Gabe des Zehnten und die Gesetze über reines und unreines Fleisch – abgeschafft worden sind. Dies wird auch durch seine Aussage in Hebräer 9, 9-10 bestätigt. Wenn man die Schriften des Apostels Paulus in ihrem Gesamtzusammenhang betrachtet, ergeben sie keinen Beweis für die Idee, dass Christen nicht länger den Gesetzen Gottes zu gehorchen hätten. Für viele bekennende Christen läuft es darauf hinaus, "welchem Paulus" sie glauben werden – dem Paulus der Bibel oder dem Paulus, den die Kritiker des Gesetzes erschaffen haben!

Der Neue Bund und das Gesetz

Die meisten, die sich heute als Christen bezeichnen, vertreten einen in sich widersprüchlichen Glauben – dass sie unter einem Neuen Bund sind und nicht mehr die Gesetze Gottes (die im Detail in den mosaischen Schriften aufgeführt sind) einhalten müssen, weil diese Gesetze nun in ihr Herz und in ihren Sinn geschrieben sind (Hebräer 8, 1-13; 10, 16; Jeremia 31, 31-33). Doch derselbe Gott, der diese Verse inspirierte, erklärte auch, dass er unter dem Neuen Bund seinem rebellischen Volk einen neuen Geist geben würde, "damit sie in meinen Geboten wandeln und meine Ordnungen halten und danach tun" (Hesekiel 11, 19-20; 36, 24-27). Alle, die die Gesetze Gottes in ihren Sinn und ihr Herz geschrieben bekommen haben, werden die Gesetze Gottes einhalten wollen und nicht nach Argumenten und Ausflüchten suchen, um ihnen nicht zu gehorchen. Obwohl die meisten, die sich als Christen bezeichnen, in Gottes Reich sein möchten, scheint vielen unklar zu sein, dass von Zion [Jerusalem] das Gesetz ausgehen wird, wenn Jesus Christus sein Reich auf dieser Erde errichten wird (Jesaja 2, 2-4; Fußnote zur rev. Elberfelder Übersetzung). Die Heiligen werden als Lehrer in diesem Reich die Welt lehren, den Sabbat einzuhalten (Jesaja 66, 22-23), sowie die heiligen Tage (Sacharja 14, 16-19) und die Gesetze über reines und unreines Fleisch (Jesaja 66, 15-17). Der Neue Bund basiert auf den Gesetzen Gottes – so wie der Alte Bund. Nur kommen mit dem Neuen Bund geistliche Verheißungen wie Vergebung der Sünden nach aufrichtiger Reue, der Empfang des heiligen Geistes und die Gabe des ewigen Lebens. Darum wird der Neue Bund auch als "besser" bezeichnet (Hebräer 12, 24). Zum Neuen Bund gehört mehr, als nur den Herrn zu lieben und seinen Nächsten zu lieben – er beinhaltet auch, dass man lernt, den Regeln undVorschriften (dem Gesetz Gottes) zu gehorchen, die uns den richtigen Weg zeigen. 

Diejenigen, die fälschlicherweise lehren, dass Christen die Gesetze Gottes nicht mehr einhalten müssen, verkennen, dass ihre Argumentation ein Ergebnis ihrer fleischlichen Gesinnung ist – einer Gesinnung, die keinen Zugang zum heiligen Geist hat oder diesen nicht gebraucht. Paulus erklärt, dass eine solche Gesinnung "Feindschaft gegen Gott [ist], weil das Fleisch dem Gesetz Gottes nicht untertan ist; denn es vermag's auch nicht" (Römer 8, 7). Eine unbekehrte Gesinnung versucht um Gottes Gesetze mit Argumenten herumzukommen – oder ignoriert diese gänzlich –, auch wenn diese Person von sich sagen würde, dass sie an Gott glaubt und den Herrn liebt. Satan kann jeden beeinflussen und verführen, der eine solche Einstellung hat (2. Korinther 4, 3-4). Die Bibel zeigt, dass dies der Hauptgrund dafür ist, warum so viele der Meinung sind, Jesus habe das Gesetz abgeschafft – ein Konzept, das die Schriftnicht befürwortet und das dem gesamten Plan Gottes entgegensteht. Die Gesetze Gottes umschreiben eine Lebensweise, die Gott seit Beginn der Schöpfung betont hat, und die Christen schon jetzt in ihrem Leben umsetzen sollen, damit sie später, im kommenden Reich Gottes befähigt sind, die ganze Welt darin zu unterrichten. Wir sollten für die Wahrheit dankbar sein, dankbar, dass Gott uns sein Wort offenbart hat und wir nicht von den vielen falschen Argumenten getäuscht wurden, weil Jesus gewarnt hat, dass viele im Hinblick auf diese wichtigen Themen verführt werden (Matthäus 24, 4-5.11.24). Beten und studieren wir ausdauernd, damit wir die Wahrheit nicht aus den Augen verlieren!


JGA, Januar 2003
© 2003 Living Church of God
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Englischer Titel: Did Jesus Abolish the Law?
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Biblische Verweise und Zitate sind, soweit nicht anders angegeben,
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