Lenkt Gott wirklich den Verlauf der Weltgeschichte? Nur wenige sind sich heute bewusst, dass Mose, der Auszug aus Ägypten und Israels Könige (David und Salomo) Teil eines der wichtigsten Wendepunkte in der Weltgeschichte waren. Dieser Wendepunkt beeinflusste auch andere mächtige Völker während einer 500-jährigen Zeitspanne von 1400 bis 900 v.Chr. Der „Auslöser“ für diese geschichtliche Wende war eine Reihe spektakulärer Ereignisse, die um 1200 v.Chr. stattfanden. Diese dramatischen Begebenheiten stellen eine bemerkenswerte Bestätigung dar, dass Gott den Lauf der menschlichen Geschichte lenkt – genau wie es in der Bibel dargelegt wird: „Er macht Völker groß und bringt sie wieder um“ (Hiob 12, 23). Und „er setzt Könige ab und setzt Könige ein“ (Daniel 2, 21).

 

Das Ende eines Zeitalters

Der Zusammenbruch der Kulturen der Bronzezeit um 1200 v.Chr. wurde als „die größte Katastrophe der Antike, größer als der Zusammenbruch des westlichen römischen Reiches“ beschrieben (Robert Drews, The End of the Bronze Age [Das Ende der Bronzezeit], Seite 1).  Er wurde auch als „richtungsweisender Moment der Geschichte“ und als „Wendepunkt der Antike“ beschrieben (Eric H. Cline, 1177 B.C.; The Year Civilisation Collapsed [1177 v.Chr. – das Jahr, in dem die Zivilisation zusammenbrach], Seite XV).  Das Bronzezeitalter (3000 v.Chr. bis 1200 v.Chr.) war eine Periode zwischen der Steinzeit und der Eisenzeit, die durch den verbreiteten Gebrauch von Werkzeugen, Waffen und Instrumenten aus Bronze gekennzeichnet war. Es war ein Zeitalter, in dem die Schrift aufkam (Kuneiform in Mesopotamien und Hieroglyphen in Ägypten), sich Gesetzeskodizes, Städte, Zentralregierungen und Reiche entwickelten, Fortschritte in der Mathematik, Astronomie, und Navigation erzielt wurden, ausgebreitete Handelsnetze auf der Suche nach Zinn und Kupfer waren (zur Bronzeherstellung), und der Handel mit produzierten Waren blühte.

Die relativ stabile Welt, die die Jahre der Bronzezeit nach der Sintflut charakterisierte, brach um 1200 v.Chr. innerhalb von ein paar Jahrzehnten zusammen, als einige Katastrophen sich zu einem „perfekten Sturm“ vereinigten, und die Zivilisationen im östlichen Mittelmeergebiet auslöschten.  Archäologische Studien bestätigen, dass während dieser gewaltsamen Periode „alle Städte im östlichen Mittelmeerraum zerstört wurden, und viele wurden danach nie wieder bewohnt“ (Drews, Seite 4).  Ähnliche Verwüstungen fanden im südlichen Griechenland und in Kleinasien statt.  Gründe dieses Zusammenbruchs waren klimatische Veränderungen, Dürren, Hungersnöte, Epidemien, Erdbeben, Vulkanausbrüche, interne Aufstände, der sich ausbreitende Gebrauch von Eisen, und Invasionen durch seefahrende Völker, die die Handelswege unterbrachen, welche einen wichtigen Teil in dieser vernetzten Welt ausmachten.

Das plötzliche und gewaltsame Ende der Bronzezeitkulturen ging einher mit dem Zusammenbruch ganzer Reiche, einem starken Wissensverlust, und dem Niedergang einst vorherrschender Mächte: Ägypter, Hethiter und Trojaner in Kleinasien, sowie Minoer und Mykener in Kreta und dem südlichen Griechenland, die die bronzezeitlichen Handelswege beherrscht hatten (siehe Cline).

Doch der Zusammenbruch des Bronzezeitalters war gleichzeitig der Anfang „neuer Mächte und ein frischer Anfang mit neuen Zivilisationen, einschließlich… Phönizier, Philister und Israeliten“ (ebenda, Seiten 174-175).  Dennoch war das Ende des Bronzezeitalters nur eine Phase dieses wichtigen Wendepunkts in der Weltgeschichte – es gab noch eine andere wichtige Phase, die einen entscheidenden Anteil an Gottes übergeordnetem Plan für die Menschheit hatte.

 

Israels Aufstieg

Die Heilige Schrift gibt uns noch weitere Meilensteine – Mose, die Plagen in Ägypten, der Auszug, und die Gabe des Gesetzes am Berg Sinai – die sich allesamt gegen Ende der Bronzezeit um 1400 v.Chr. zutrugen.  Der Zusammenbruch der Bronzezeit um 1200 v.Chr. geschah dann während der Richterzeit, als die 12 Stämme Israels in das gelobte Land Palästinas einzogen.  Dieses war eine Zeit, in der „jeder tat, was ihn recht dünkte“ (Richter 21, 25; Frank. E. Gaebelstein, Hrsg. The Expositor’s Bible Commentary, Bd. 3. Zondervan: 1992. Seite 506), was auch die Archäologen herausgefunden haben.  Ägyptische Inschriften lassen erkennen, dass unter den Seefahrervölkern, die in Palästina eingefallen waren, sich auch die Scherden und Danunier (möglicherweise vom israelitischen Stamm Dan) befanden, die beschnitten waren und Helme mit Hörnern trugen (Cline, Seiten 1-8), ähnlich wie sie später von den dänischen Wikingern getragen wurden. Cline geht davon aus, dass „die Israeliten dieses von den Seefahrern in Kanaan verursachte, verheerende Chaos genutzt haben, um die Region zu besetzen und unter ihre Kontrolle zu bringen“, weil sie „sich unter den Völkergruppen befanden, die eine neue Weltordnung mitbegründet haben, die aus dem Chaos am Ende der späten Bronzezeit entstand“ (Seiten 95-96).

Als Gott die Israeliten aus der ägyptischen Sklaverei führte und ihnen am Berg Sinai sein Gesetz gab, wurde ihnen gesagt: „Werdet ihr nun meiner Stimme gehorchen und meinen Bund halten, so sollt ihr mein Eigentum sein vor allen Völkern“ (2. Mose 19, 5-6; 5. Mose 7, 6-7).  Gottes Absicht war, dass die Israeliten sich mit seinen Gesetzen und seinem Segen von den heidnischen Völkern rundum unterscheiden sollten (5. Mose 4, 1-8).  Die göttliche Offenbarung der Religion des auserwählten Volkes schloß die monotheistische Verehrung des einzigen wahren Gottes ebenso ein, wie Gesetze die Menschenopfer, Kindestötung, Unzucht, Ehebrechen, Lügen, Stehlen und Töten zur Unterhaltung verboten.  Gottes Gesetze schützten die Familieneinheit und förderten die Gleichheit vor dem Gesetz, persönliche Rechenschaft, Bildung und Lernen, gesellschaftliche Verantwortung, sowie Geduld, Barmherzigkeit und Demut (siehe World Perfect: The Jewish Impact on Civilization [Vollkommene Welt: Der jüdische Einfluss auf die Zivilisation], von Ken Spiro).

 

Israels Blütezeit

Nach dem Zusammenbruch der Bronzezeit und dem Erscheinen des Propheten Samuel und der Könige David und Salomo (etwa 1000 v.Chr.) wuchs und florierte Israel, und die Früchte der Gesetze Gottes wurden den anderen Nationen offensichtlich. Als die Königin von Saba (im südlichen Arabien) Salomo besuchte, war sie über die Weisheit, den Frieden und den Wohlstand seines Königsreiches erstaunt. (1. Könige 10, 1-10).  Etabliert in ihrem gelobten Land durch die Hand Gottes konnte das auserwählte Volk seinen Nachbarn und der Welt ein Beispiel für eine bessere Lebensweise geben.

In den folgenden Jahrhunderten waren die Israeliten als eine Nation jedoch nicht dem Bund mit Gott treu geblieben.  Gott ruft jetzt viele Heiden in das „geistliche Israel“, die dort seine Verheißungen und Segnungen erhalten.  Dennoch ist der Einfluss Israels erhalten geblieben. Als die Juden im Jahr 539 v.Chr. nach Jerusalem zurückkehrten, wendeten Ezra und Nehemiah sehr viel Mühe auf, um die Religion ihrer israelitischen Vorfahren wiederzubeleben (Esra 7, 1-10; Nehemiah 8). Durch die Bemühungen von Generationen jüdischer Schreiber (Römer 3, 1-2) wurden Gottes Gesetze erhalten, die einen großen Einfluss auf Gesetze und Wertesysteme der westlichen Zivilisationen ausgeübt haben.  Daher schlussfolgerte John Adams, Amerikas zweiter Präsident: „Die Hebräer haben mehr getan, um die Menschen zu zivilisieren, als irgendeine andere Nation“ (Spiro, Seite 71).

Der Zusammenbruch des Bronzezeitalters hat den Israeliten einen Raum geschaffen, aus dem Chaos zerfallender Reiche herauszutreten und eine wichtige Rolle zu spielen als auserwähltes Volk an einem der bedeutsamsten Wendepunkte in der Weltgeschichte. Diese beeindruckenden Ereignisse zeigen, „dass der Höchste Gewalt hat über die Königreiche der Menschen und sie gibt, wem er will“ (Daniel 4, 22).