Unser Erlöser, Jesus Christus, hinterließ uns viele Lektionen zum Nachdenken, während wir seinen letzten Abend im Fleisch studieren.  An jenem Passahabend gab es neue, mächtige Symbole, die den Kern dessen ausmachen, was es bedeutet, ein Christ zu sein.  Von tiefgreifender Bedeutung, wenn wir uns selbst während dieser Passahzeit untersuchen, ist es, zu erkennen, dass Jesus Christus nichts von uns verlangt, von dem er nicht bereit war, es selbst vorzuleben.

In der Nacht vor dem Tod Christi leitete er das letzte Passah, das er vor seiner Kreuzigung mit seinen Jüngern teilen würde.  Er setzte nicht nur die mächtigen Symbole für Brot und Wein ein, sondern wies seine Apostel auch an, eine neue Zeremonie zu praktizieren – dass sie einander die Füße waschen sollten.  Bis zu diesem Zeitpunkt war das Waschen der Füße eine Aufgabe, die nur die niedrigsten Bediensteten ausführten.  Christus nahm diese demütigende Handlung und machte sie zu einem Teil des ernüchternden jährlichen Passahfestes.

Es gibt viele Lehren aus der Fußwaschungszeremonie, aber in diesem Artikel werden wir uns auf eine bestimmte Handlung konzentrieren, die Jesus Christus an diesem Abend durchgeführt hat.  Bevor wir jedoch die Lektion betrachten, müssen wir zunächst verstehen, wer Jesus Christus war und welche historischen Ereignisse seinem letzten Passahfest vorausgingen.

 

Gottes Plan seit alters her

Die Bibel sagt uns, dass Christus als „Wort“ oder Logos am Anfang neben demjenigen existierte, den wir jetzt den Vater nennen, und das noch vor der Schöpfung: „Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und Gott war das Wort“ (Johannes 1, 1).  In ihrer ewigen gemeinsamen Existenz haben Gott und das Wort – das später der Sohn Gottes werden sollte – einen großartigen Plan ausgearbeitet, durch den sie ihre Familie erweitern würden.  Der Plan sah die Erschaffung von Kindern vor, die die Möglichkeit haben würden, den göttlichen Charakter zu entwickeln, der notwendig ist, um eines Tages der vollwertigen, geistlichen Familie Gottes beizutreten (1. Johannes 3, 2)!

Die Entwicklung eines göttlichen Charakters würde jedoch Vergebung für Gottes physische Kinder erfordern, die sicherlich unter dem Einfluss des Satans sündigen würden.  Aus diesem Grund beschlossen sie, dass es einen „Erretter“ geben müsste – jemanden, der die Sünden der Menschheit auf sich nimmt, damit der Menschheit vergeben (Johannes 1, 29) und sie von ihren unvermeidlichen Übertretungen des Gesetzes Gottes „gereinigt“ werden kann.  Die Bibel sagt uns, dass dieser Erretter, Jesus Christus, tatsächlich „geschlachtet worden ist, von Grundlegung der Welt an“ (Offenbarung 13, 8, Schlachterbibel 2000). Tatsächlich zeigt uns die Bibel sogar, dass der spätere Tod Christi für die Menschheit „vor ewigen Zeiten“ geplant war – ein Beweis dafür, wie alt dieser Erlösungsplan wirklich ist (2. Timotheus 1, 9)!  Als Christus die neuen Symbole des Passahfestes einführte und seine Jünger darin leitete, setzte er einen Plan um, den er und unser Vater im Himmel lange zuvor aufgestellt hatten!

 

Der Plan für Judas

Christus als das Wort inspirierte die alttestamentlichen Prophezeiungen über sich.  Er inspirierte sogar Prophezeiungen über seinen Verrat durch einen seiner eigenen Jünger (Psalm 41, 10; 109, 6-9) und sagte voraus, dass sein Verräter für diese Tat 30 Silberlinge erhalten würde (Sacharja 11, 12-13).

Christus wusste von Beginn seines Wirkens an – sogar von Anbeginn der Zeit an –, dass einer seiner Apostel ihn verraten musste.  Er hatte vorhergesagt, dass es so sein würde!  Könnte dies eines der Dinge gewesen sein, über die er in der Nacht vor der Auswahl seiner Apostel gebetet hat (Lukas 6, 12.13)?  Jesus würde einen Apostel mit einem Charakterfehler auswählen, der schließlich dazu führen würde, dass dieser Satans Täuschungen erliegt.  Und im Verlauf des dreieinhalbjährigen Wirkens Christi auf Erden ist es nicht unangemessen zu glauben, dass die Identität seines Verräters für ihn offensichtlich geworden wäre, wenn sie es nicht von Anfang an war.  Wir sehen, dass die Jünger schon vor dem Verrat wussten, dass Judas aus dem „Geldbeutel“ der Apostel stahl (Johannes 12, 6).  Jesus kannte Judas' Charakter und seinen Plan des Verrats auch während des Passahfestes, wie wir gleich sehen werden!

 

Das barmherzige Beispiel Christi

Von allen göttlichen Eigenschaften, die Christus gezeigt hat, ist die Barmherzigkeit eine, die sich in seinem Beispiel der Fußwaschung besonders widerspiegelt.  Das biblische Verständnis von Barmherzigkeit vermittelt einen Eindruck von tiefem Mitgefühl, zärtlicher Zuneigung und tiefer Liebe.  Tatsächlich sagt Gott in Jesaja 49, 15, dass seine eigene barmherzige Liebe noch größer ist als die einer Mutter zu ihrem Kind.  So wie es die Natur einer Mutter ist, ihrem Kind Barmherzigkeit, tiefe Liebe und zärtliche Zuneigung zu zeigen, haben Gott der Vater und Jesus Christus diese Art der Barmherzigkeit gegenüber Gottes Kindern noch wahrhaftiger und treuer – Kindern, die wie sie aussehen (1. Mose 1, 26)!  Deshalb „hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, auf dass alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben“ (Johannes 3, 16)!  Judas war ein Sünder und der Verräter des Messias.  Doch als Schöpfer von Judas war Christus gewillt, ihm nur wenige Stunden bevor Judas ihn verriet, unglaubliche Barmherzigkeit und Mitgefühl zu erweisen.

In Johannes' Bericht über das letzte Passahfest sehen wir, wie Jesus Christus sich als Diener demütigt und jedem seiner zwölf Apostel die Füße wäscht.  Es ist wichtig anzumerken, dass Christus Judas nicht übersprungen hat, als er an die Reihe kam.  Jesus wusch auch Judas liebevoll und barmherzig die Füße (Johannes 13, 11-12).  Erst nachdem er Judas' Füße gewaschen hatte, wies ihn Christus an, sich zu entfernen und sich um den Verrat zu kümmern (Verse 21-27).  Und dann ging Judas (Vers 30)!

 

Eine Lektion für uns!

Christus wusch die Füße des Mannes, der ihn nur wenige Stunden später verraten würde – die Füße eines Diebes, der ein Bestechungsgeld als Komplize eines Mordes annahm!  In dem Bewusstsein, dass Jesus dieses Wissen hatte, sehen wir, wie er liebevolle, geduldige und göttliche Barmherzigkeit zeigte, indem er sogar die Füße seines Verräters wusch.

Wie viele von uns würden in die Fußstapfen Christi treten und Judas die Füße waschen?  Als Christen, die berufen sind, die Gesinnung Christi  zu entwickeln (Philipper 2, 5-8) und Männer und Frauen nach Gottes Herzen zu werden (Apostelgeschichte 13, 22), könnten auch wir die göttliche Liebe und Barmherzigkeit erweisen, die nötig ist, um Judas die Füße zu waschen?

Um es uns näher zu bringen: Wer ist unser „Judas“?  Gibt es eine Person – lebend oder tot – deren Füße wir nicht waschen würden, wenn wir die Gelegenheit dazu hätten?  Haben wir die gottgleiche Vergebung, um über Kleinigkeiten, Verletzungen, Enttäuschungen und Verrat hinaus auf das ultimative Potenzial des Einzelnen zu schauen?  Sehnen wir uns so sehr danach, dass unseren „Feinden“ vergeben wird und wir eines Tages gemeinsam in Gottes Reich eintreten, dass wir ihnen in Barmherzigkeit dienen und ihre Füße waschen würden?  Dies sind wichtige Fragen, die wir uns stellen müssen, um uns auf das Passah vorzubereiten.

Christus hat in der Bergpredigt deutlich gemacht, dass es die Barmherzigen sind, die selbst Barmherzigkeit erlangen werden (Matthäus 5, 7).  Und Gott wird seine eigene Vergebung nur denjenigen zuteilwerden lassen, die anderen vergeben (Matthäus 6, 14-15).

Das letzte Passah Christi vor seiner Kreuzigung und Auferstehung hinterlässt für uns viele tiefgreifende Lektionen.  Eine der wichtigsten ist unsere Notwendigkeit, anderen gegenüber göttliche Barmherzigkeit zu erweisen – sogar gegenüber denen, die nicht bereuen!  Unser Herr und Meister, unser Hohepriester, unser Erlöser und König, verlangt von uns nichts, was er nicht bereit war, selbst zu tun.  Jesus ist unser Vorbild, und sein Beispiel, Judas die Füße zu waschen, ist eine tiefgründige Erinnerung an die Denkweise und das Herz, welche wir gegenüber unseren Mitmenschen entwickeln müssen.  Wenn wir uns darauf vorbereiten, eines Tages vollwertige Mitglieder der Familie Gottes zu werden, und wenn wir uns auf das bevorstehende jährliche Passah vorbereiten, sollten wir sicher über die Frage meditieren: „Würde ich Judas die Füße waschen?“  Mit Gottes Hilfe muss die Antwort auf diese Frage lauten: „Ja, das würde ich!“