Vor einiger Zeit erhielt ich einen Kettenbrief per E-Mail, in dem es um Gebet ging.  Es war die übliche Art von solchen Emails, in denen der Leser aufgefordert wird, ein beigefügtes Gebet zu sprechen – nur ein paar einfache Zeilen – und dann die E-Mail weiterzuleiten.  Als Gegenleistung würde der Leser gemäß der E-Mail von Gott einen „Segen“ empfangen.  Ich fühlte mich etwas genervt von dem, was wie eine äußerst abgestumpfte Haltung gegenüber Gebeten an Gott zu sein schien, und so dachte ich über die Botschaft nach und überlegte mir, ob ich darauf antworten sollte, oder nicht, wenn auch nicht an alle gerichtet, die auf der Liste standen (wie die E-Mail forderte), dann doch zumindest an den, der sie an mich geschickt hatte.  Ich entschied mich, zu antworten und tippte rasch ein paar Schriftstellen ein, die zeigen, wie nutzlos wiederholte und gedankenlos gesprochene Gebete sind.  Ich hatte geplant, nur dem Absender zu antworten, aber mein Blick fiel auf den „Allen antworten“-Button – und dafür entschied ich mich dann!

„Oh Mann“, dachte ich plötzlich bei mir, als ich die E-Mail abgeschickt hatte.  „Das gibt Ärger!  Sicherlich kommt gleiche eine ganze Flut von aufgebrachten Emails zurück“.  Aber niemand tat dies.  Nur eine Antwort kam zurück, und der Absender fügte keine eigene Nachricht hinzu.  Es überraschte mich, dass sich keiner die Mühe machte, mir zu widersprechen.

 

Ist Gott für uns wirklich Realität?

Leider ist die oben erwähnte E-Mail mit der Gebetsbitte typisch für die Haltung der meisten Menschen Gott gegenüber: Sie wollen, dass Gott sie segnet und ihnen zu Wohlstand verhilft, aber es scheint, dass sie nicht bereit sind, ihn wirklich zu ehren und wertzuschätzen, nicht einmal mit wenigen, von Herzen kommenden Worten im Gebet.  Mit anderen Worten wollen sie, dass sie für Gott „Realität“ sind, sind aber nicht bereit, sich in ihrer Reaktion ihm gegenüber als „real“ zu erweisen.  Sie nehmen ihn lieber einfach als selbstverständlich hin.  Sie nehmen schlicht an, dass Gott, der freundlich und liebevoll ist und immer bereitwillig alle Dinge gibt, einfach akzeptiert, was auch immer sie ihm als Opfer aus ihrem Leben übergeben wollen, wie unbedeutend es auch sein mag.  Dies jedenfalls sagte Christus über diejenigen, die zu seiner Zeit lebten, und er zitierte den Propheten Jesaja als Beschreibung, wie Menschen Gott mit den Lippen ehren, während ihre Herzen ihm fern sind (Matthäus 15, 8).  Sie hatten keinen echten Wunsch, Gott zu ehren und anzubeten.

Doch wie steht es mit uns in Gottes Kirche?  Was ist unsere Einstellung, wenn wir Gott unsere geistlichen Gaben darbringen, wie das Gebet, Bibelstudium und Meditation (Matthäus 5, 23-24)?  Ehren und verehren wir Gott mit unseren Opfergaben (Maleachi 1, 6-8; Jesaja 43, 23-24)?  Bieten wir ihm unser Bestes, ohne Makel, wie es des großen Gottes würdig ist (3. Mose 22, 20)?  Sind wir sorgsam, wenn wir vor ihn treten, dass wir gedankenlose und bedeutungsleere Opfergaben vermeiden (Prediger 5, 1)?  Sind wir treu in unseren Opfergaben, wie Gott sie anweist und gebietet (4. Mose 28, 2; Apostelgeschichte 3, 13)?  Oder sind wir gedankenlos und vernachlässigen für gewöhnlich unsere täglichen Pflichten gegenüber Gott (Psalm 61, 8)?  Versuchen wir, uns selbst davon zu überzeugen, dass eine nachlässige Einstellung schon in Ordnung ist – dass Gott es schon verstehen wird, und dass er es akzeptieren wird, wenn wir nicht alles tun, was er gebietet und ihm nicht das Beste geben „mit deinem ganzen Herzen und mit deiner ganzen Seele und mit deinem ganzen Gemüte und mit aller deiner Kraft“ (Matthäus 12, 30)?

 

Ist einfach jedes Opfer recht?

Wird Gott einfach jedes Opfer annehmen, egal, wie es aussieht?  Im ersten solchen Beispiel, das in der Bibel beschrieben ist, machte Gott klar, dass er dies nicht tun wird, als er das Opfer von Kain ablehnte, aber das Opfer seines Bruders Abel annahm, der sorgfältig darauf bedacht war, ihn mit den Erstlingen seiner Herde zu ehren (1. Mose 4, 3-5).  Anschließend ermahnte er Kain und warnte ihn, dass seine verbitterte Einstellung gegenüber Gottes Zurechtweisung zur Sünde führen werde, wenn er nicht aufpasst (Vers 7).  Gott lehnte Kains Opfer ab und sah es als unannehmbar an, weil es ihn nicht ehrte (Sprüche 3, 9).  Abels Einstellung jedoch war anders: er ehrte Gott mit einem „besseren Opfer“, von dem Gott sagt, dass dies für uns zur Lehre niedergeschrieben wurde (Hebräer 11, 4; 12, 24).

Später, als er auf eindrucksvolle Weise vor der gesamten Versammlung die Söhne Aarons tötete, weil sie sein heiliges Opfer entheiligt hatten, machte Gott es noch deutlicher, dass wir sorgfältig in unseren Opfergaben ihm gegenüber sein müssen (3. Mose 10, 1-2).  Dann gebot er Mose, Aaron zu sagen: „Das hat der Herr gemeint, als er sprach: »Ich will geheiligt werden durch die, welche zu mir nahen, und geehrt werden vor dem ganzen Volk!«“ (Vers 3; Schlachterbibel).

Nadab und Abihu waren unter denen, die es versäumt hatten, Gottes Heiligkeit angemessen zu würdigen und zu ehren – ein Versäumnis, das sich für sie als tödlich erwies, wie auch für die anderen (vgl. 1. Samuel 6, 19-20; Apostelgeschichte 5, 3-5).  Katastrophen sind eingetreten, wenn Menschen dem Herrn nicht treu, mit Furcht und Zittern, gedient haben (Psalm 2, 11).  Eindeutig ist Gott dies wichtig!

 

Geistliche Opfergaben, die Gott wohlgefällig sind

Wie steht es also mit unseren „geistlichen“ Opfergaben?  Machen sie wirklich einen Unterschied?  Der Apostel Petrus war offensichtlich davon überzeugt, als er uns in seinem ersten Brief aufforderte: „Und auch ihr als lebendige Steine erbaut euch zum geistlichen Hause und zur heiligen Priesterschaft, zu opfern geistliche Opfer, die Gott wohlgefällig sind durch Jesus Christus“ (1. Petrus 2, 5).  Auf dieselbe Weise ermutigte Paulus die Geschwister in Rom, es als vernünftig anzusehen, dass sie sich hingeben „als ein Opfer, das lebendig, heilig und Gott wohlgefällig sei“ (Römer 12, 1).  Paulus sagte auch, dass er dem Evangelium diente, damit „die Heiden ein Opfer werden, das Gott wohlgefällig ist, geheiligt durch den Heiligen Geist“ (Römer 15, 16).  Die Hebräer wurden ebenso daran erinnert, Gott „Lobopfer [darzubringen], das ist die Frucht der Lippen“, und ihnen wurde weiterhin gesagt: „Gutes zu tun und mit andern zu teilen vergesst nicht; denn solche Opfer gefallen Gott“ (Hebräer 13, 15-16).  Der Prophet Hosea ermahnte die Israeliten im Altertum: „Nehmt diese Worte [der Reue] mit euch und bekehrt euch zum Herrn und sprecht zu ihm: Vergib uns alle Sünde und tu uns wohl, so wollen wir opfern die Frucht unserer Lippen“ (Hosea 14, 3).

König David verstand ohne Zweifel, dass es wichtig ist, als er betete, dass „die Rede meines Mundes und das Gespräch meines Herzens“ vor Gott wohlgefällig sein sollte (Psalm 19, 15).  Er sagte auch: „Bringet dar dem Herrn die Ehre seines Namens, bringet Geschenke und kommt vor ihn und betet den Herrn an in heiligem Schmuck“ (1. Chronik 16, 29).  Und wir lesen auch, dass Gott das Opfer des Demütigen und Reuevollen annimmt (Psalm 51, 19), und dass Gott Wohlgefallen hat an den Gebeten und Worten der Aufrichtigen und Reinen (Sprüche 15, 8.26).  Micha erklärte, was Gott als Opfer von uns erwartet: „Recht tun, Liebe üben und demütig wandeln mit deinem Gott“ (Micha 6, 6-8).  Mit Blick auf die Zukunft inspirierte Gott Maleachi, über eine Zeit zu prophezeien, in der alle Menschen überall Gottes Namen verherrlichen „und an allen Orten wird meinem Namen ein Räucheropfer [Gebete] und ein reines Opfer dargebracht“ (Maleachi 1, 11) – Gebete, von denen David sagte, dass sie „immerdar“ stattfinden und worin Gott „täglich“ gepriesen wird (Psalm 72, 15).  Jesaja prophezeite ebenfalls über diese Zeit und schrieb, dass die Brandopfer und Schlachtopfer aller Völker eines Tages in Gottes „Bethaus“ wohlgefällig sein werden (Jesaja 56, 7).  Wahrlich ist Christi Anspruch „gestern und heute und derselbe auch in Ewigkeit“ (Hebräer 13, 8).

 

Wir ernten, was wir säen

Wie stellen wir also sicher, dass unsere geistlichen Opfergaben für Gott immer angenehm und wohlgefällig sind (Philipper 4, 18)?  Paulus gab uns ein Prinzip, dem wir folgen sollen, als er zu den Korinthern sagte: „Wer da sät im Segen, der wird auch ernten im Segen“ (2. Korinther 9, 6).  Dasselbe Prinzip gilt für unsere Beziehung zu Gott:  Um ihm wohlgefällig zu sein, müssen wir wirklich und aufrichtig bemüht sein, ihm zu dienen (5. Mose 11, 13-15).  Wenn wir uns treu die Zeit nehmen, uns „Gott zu nahen“ (durch Gebet, Bibelstudium, Meditation und Fasten), wird er uns annehmen und auf dieselbe Weise antworten (Jakobus 4, 8).  Gott belohnt diejenigen, die ihn gewissenhaft suchen (Hebräer 11, 6).  Daher bewirkt das ernstliche Gebet auch viel bei Gott (Jakobus 5, 16) – im Gegensatz zu leeren, bedeutungslos dahingesagten Worten (Matthäus 6, 7).

Behalten wir dies im Sinn und seien wir gewissenhaft darin, uns vor Gott untadelig – wohlgefällig – zu erweisen (2. Timotheus 2, 15).  Wir tun dies, indem wir Gott das Beste von allem geben, was wir anzubieten haben (Hesekiel 20, 40; 44, 30).  Dies schließt besonders das Beste unseres Herzens, unserer Seele und all unserer Stärke ein – unsere Zeit und Kraft (5. Mose 6, 5; 10, 12-13).  Deshalb sagte David, er würde Gott nicht etwas opfern, was er selbst „umsonst“ bekommen hatte (2. Samuel 24, 24).  Deshalb rief der Psalmist von ganzem Herzen zu Gott (Psalm 119, 145) und pries und lobte ihn ebenso „von ganzem Herzen“ (Psalm 86, 12).  Und aus demselben Grund wurde Jeremia inspiriert, den Israeliten zu sagen, dass Gott ihre Gebete erhören würde, wenn sie ihn „von ganzem Herzen“ suchen würden (Jeremia 29, 12-13).  Und dies ist auch der Grund, weshalb Gott der Gebete und Almosen des römischen Hauptmanns Kornelius „gedachte“ (Apostelgeschichte 10, 1-4), und weshalb dem jungen Evangelisten Timotheus gesagt wurde: „Mühe dich um das, was dir aufgetragen ist, damit deine Fortschritte allen sichtbar werden“ (1. Timotheus 4, 15; Gute Nachricht Bibel).  Und deshalb schrieb auch der Apostel Petrus: „Setzt alles daran, so zu leben, dass eure Berufung und Erwählung gefestigt wird“ (2. Petrus 1, 10; Gute Nachricht Bibel).  

Letztlich war es Christus, der sagte, wir sollten Gott in unseren Gebeten gewissenhaft ehren und preisen, wie in dem „Modellgebet“, das er seinen Jüngern gab (Matthäus 6, 9-13).  Christus erinnerte uns auch daran, dass wir Tag und Nacht über Gottes Wort nachsinnen sollten (Psalm 1, 2), wie auch die Könige Israels es immer bei sich hatten und alle Tage ihres Lebens darin lesen sollten (5. Mose 17, 19, Schlachterbibel).  Wenn wir dies tun – wenn wir treu alles einhalten, was Gott gebietet –, dann wird Gott auch für uns erfüllen, was er seinem Diener Josua versprach: „Dann wirst du Erfolg haben und wirst alles, was du beginnst, glücklich vollenden“ (Josua 1, 8; Gute Nachricht Bibel).